Wirtschaftskrise und politische Instabilität: Österreichs doppelte Herausforderung

Europa, 27.11.2024

comments

0

Der dramatische Einbruch der Wirtschaftsleistung bedroht den sozialen Zusammenhalt, während rechtspopulistische Kräfte von der Verunsicherung profitieren

Das österreichische Bruttoinlandsprodukt wird 2024 um 0,6 Prozent schrumpfen. Diese Prognose des Instituts für Höhere Studien unterstreicht die prekäre Wirtschaftslage des Landes. Die Arbeitslosenquote steigt parallel auf 7,0 Prozent, für 2025 werden sogar 7,2 Prozent erwartet. Besonders die Industrie und der Bausektor leiden unter einbrechenden Auftragszahlen und reduzieren ihre Belegschaften.

Die Produktivitätsentwicklung zeigt einen besorgniserregenden Trend. Nach einem jährlichen Wachstum von zwei Prozent in den 2000er Jahren ist die Arbeitsproduktivität auf unter 0,5 Prozent gesunken. Der Produktivitätsrat macht dafür mehrere Faktoren verantwortlich. Bei der Digitalisierung liegt Österreich sowohl bei der Internetinfrastruktur als auch bei der Nutzung künstlicher Intelligenz unter dem EU-Durchschnitt.

Die Energiekrise verschärft die wirtschaftlichen Probleme massiv. Nach dem russischen Lieferstopp muss Österreich nun norwegisches Gas über Deutschland importieren. Die dabei anfallende deutsche Gasspeicherumlage beläuft sich auf eine Million Euro täglich. Die österreichische Industrie zahlt inzwischen das Sechsfache für Gas im Vergleich zu US-Konkurrenten, beim Strompreis beträgt der Unterschied das Dreifache.

Die wirtschaftliche Unsicherheit führt zu einer zunehmenden politischen Polarisierung. In der Steiermark konnte die rechtspopulistische FPÖ ihren Stimmenanteil bei den Landtagswahlen auf 35 Prozent verdoppeln, während die regierenden Parteien ÖVP und SPÖ historische Tiefststände verzeichneten. Der ehemalige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer konstatiert eine “Stimmung von Gefahr” im Land.

Auch im Bildungsbereich offenbaren sich strukturelle Defizite. In Wien können 45 Prozent der Erstklässler dem Unterricht aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht folgen. Der Produktivitätsrat fordert daher eine Bildungsoffensive im frühkindlichen Bereich sowie eine bessere Integration von Kindern mit Migrationshintergrund.

Die aktuellen Wirtschaftsdaten belegen den massiven Abschwung der österreichischen Volkswirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft um 0,6 Prozent, während die Arbeitslosigkeit bis 2025 auf 7,2 Prozent steigt. Der Produktivitätszuwachs ist auf unter 0,5 Prozent pro Jahr gefallen. Die sechsfach höheren Gaspreise gegenüber den USA und die tägliche Gasspeicherumlage von einer Million Euro belasten die Unternehmen schwer. Die wirtschaftliche Unzufriedenheit der Bevölkerung manifestiert sich im Aufstieg der FPÖ auf 35 Prozent in der Steiermark. Die Ängste vor der Inflation, die Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen und die Unzufriedenheit mit den steigenden Energiepreisen treiben die Wähler dazu, sich Parteien zuzuwenden, die bereit sind, die drängenden Probleme anzugehen.

LESEN SIE AUCH

Nach Explosion in iranischer Hafenstadt gibt es Verletzte und Tote

CDU und CSU wollen am Montag ihre Minister vorstellen

Hausärzteverband warnt vor Praxenübernahme durch Investoren

Homepage von Nürnberg ist nach Hackerangriff wieder erreichbar

Wolf gewinnt Machtkampf im thüringischen BSW-Landesverband

Comments

No comments yet.