
VW-Konzern baut 35.000 Stellen in Deutschland ab
Europa, 21.12.2024
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Tiefgreifender Umbau bei Europas größtem Autobauer: Hohe Verluste in der Kernmarke zwingen zu radikalen Einschnitten
Volkswagen will in Deutschland bis 2030 jede vierte Stelle streichen. Der massive Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen ist das Ergebnis eines 70-stündigen Verhandlungsmarathons zwischen Konzernführung und IG Metall. Allein in der technischen Entwicklung am Standort Wolfsburg fallen 4.000 Jobs weg. Die Zahl der Ausbildungsplätze sinkt ab 2026 von 1.400 auf 600.
Der Konzern reagiert damit auf die schwierige Marktsituation in Europa. Nach Einschätzung des Managements wird VW hier mittelfristig eine halbe Million Autos weniger verkaufen als noch 2019. Die Werke bleiben zwar erhalten, werden aber deutlich verkleinert. Das Stammwerk Wolfsburg schrumpft von vier auf zwei Produktionslinien, während die traditionsreiche Golf-Fertigung 2027 komplett nach Mexiko verlagert wird. Die Gläserne Manufaktur Dresden stellt Ende 2025 die Fahrzeugproduktion ein.
Besonders schmerzhaft für den Konzern ist das Scheitern der Digitalisierungsstrategie. Die eigens gegründete Softwaretochter Cariad sollte VW ins digitale Zeitalter führen. Stattdessen setzt Konzernchef Oliver Blume nun auf Kooperationen mit dem US-Start-up Rivian und dem chinesischen Hersteller XPeng.
Der Soziologe Andreas Boes vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung München sieht in der Krise ein fundamentales Problem der deutschen Autoindustrie: “Das zentrale Problem der deutschen Autohersteller ist, dass sie ihr Versagen bei der Neuorientierung nicht verstehen können, solange sie ihre Strategien im alten Paradigma entwickeln.” Die Börse teilt diese Einschätzung. Der VW-Aktienkurs hat sich binnen fünf Jahren halbiert.
Die Gewerkschaft konnte in den Verhandlungen zumindest eine Jobgarantie für die verbleibenden Beschäftigten bis 2030 durchsetzen. Im Gegenzug akzeptierte sie eine zweijährige Nullrunde bei den Gehältern sowie Kürzungen bei Boni und Urlaubsgeld. Das spart dem Konzern jährlich 1,5 Milliarden Euro an Arbeitskosten.
Für den Standort Zwickau mit aktuell 9.200 Beschäftigten bedeuten die Pläne eine drastische Verkleinerung. Ab 2027 wird dort nur noch auf einer statt bisher zwei Linien produziert, ausschließlich für die Marke Audi. Der Standort Osnabrück erhält durch die vereinbarte Verlängerung der T-Roc-Cabrio-Produktion bis September 2027 lediglich einen Aufschub.
Die Konzernführung will mit dem Sparkurs die Voraussetzungen schaffen, um neue Modelle wie den günstigen Kleinwagen ID1 entwickeln zu können. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich zeigen müssen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sieht trotz der sozialverträglichen Gestaltung des Stellenabbaus keinen Grund zum Jubeln. Der Verlust der Arbeitsplätze sei auch bei einem freiwilligen Ausscheiden der Mitarbeiter schmerzlich.
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