Unternehmen kürzen Investitionen

Deutschland, 27.12.2024

comments

0

DIHK warnt vor historischer Wirtschaftskrise und Produktionsverlagerung ins Ausland

Ein Drittel der deutschen Unternehmen plant Investitionskürzungen, die Industrieproduktion schrumpft seit 2018 kontinuierlich. Für 2025 prognostiziert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein Nullwachstum – das dritte Jahr in Folge ohne wirtschaftliche Expansion, ein beispielloser Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die 19.500-Einwohner-Gemeinde Eitorf zeigt die Dramatik der Situation. Der Autozulieferer ZF schließt dort bis 2027 sein Werk und streicht 690 Arbeitsplätze. Mit dem Weggang der Industrie brechen auch die Aufträge für lokale Dienstleister weg. Zulieferer, Catering-Firmen und Sicherheitsdienste verlieren wichtige Einnahmequellen. Ein Muster, das sich bundesweit wiederholt.

Industriegiganten wie BASF und Thyssenkrupp bauen bereits Kapazitäten ab, während Volkswagen massive Stellenstreichungen und Werksschließungen plant. Die energieintensive Industrie leidet besonders unter den hohen Strompreisen nach dem Stopp russischer Gaslieferungen. Überdurchschnittliche Unternehmenssteuern und steigende Arbeitskosten belasten zusätzlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Die Investitionen liegen aktuell etwa sechs Prozentpunkte unter dem Vor-Corona-Niveau – besonders problematisch, da fast 90 Prozent der Investitionen von der Privatwirtschaft getragen werden.

Der Digitalverband Bitkom warnt vor den Folgen dieser Entwicklung. Ohne schnelles Gegensteuern droht Deutschland eine Halbierung des industriellen Anteils am Bruttoinlandsprodukt, vergleichbar mit der Entwicklung in Frankreich oder Großbritannien. Der Verband fordert den Abbau bürokratischer Hürden, eine beschleunigte Digitalisierung der Verwaltung und wirksame Maßnahmen gegen den wachsenden Fachkräftemangel.

Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) macht die gescheiterte Energiepolitik für die industrielle Krise verantwortlich. Die Partei fordert in ihrem Kurzwahlprogramm die Abschaffung der Netzentgelte und CO2-Preise zur Senkung der Energiekosten. Parallel dazu setzt das BSW auf eine Mindestrente von 1.500 Euro und einen Mindestlohn von 15 Euro. Mit dieser Kombination aus wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen will die Partei den Industriestandort Deutschland stärken.

Die Schweiz demonstriert einen alternativen Weg. Bei vergleichbarem Industrieanteil am Sozialprodukt beschäftigt das Land deutlich weniger Menschen in der Produktion. Der Fokus liegt auf Automatisierung und hochwertigen Tätigkeiten wie Forschung und Entwicklung – ein Modell mit Vorbildcharakter für die deutsche Industrie. Durch diese Spezialisierung sichert die Schweiz ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Die Gründe der aktuellen Krise liegen in politischen Fehlentscheidungen. Widersprüchliche Beschlüsse der zerstrittenen und schließlich gescheiterten Ampelkoalition haben die wirtschaftlichen Probleme verschärft. Der überstürzte Ausstieg aus russischen Gaslieferungen ohne tragfähige Alternativen traf die Industrie besonders hart. Die marode Infrastruktur und komplexe Verwaltungsprozesse bremsen notwendige Innovationen aus. Die DIHK-Prognose von Nullwachstum für 2025 verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf. Der kommenden Bundesregierung bleiben nur wenige Möglichkeiten zur Kehrtwende. Bürokratieabbau, moderne Infrastruktur und wettbewerbsfähige Energiepreise müssen schnell umgesetzt werden, um die Abwanderung der deutschen Industrie zu stoppen.

LESEN SIE AUCH

Nach Explosion in iranischer Hafenstadt gibt es Verletzte und Tote

CDU und CSU wollen am Montag ihre Minister vorstellen

Hausärzteverband warnt vor Praxenübernahme durch Investoren

Homepage von Nürnberg ist nach Hackerangriff wieder erreichbar

Wolf gewinnt Machtkampf im thüringischen BSW-Landesverband

Comments

No comments yet.