
Stellenabbau erschüttert deutsche Automobilindustrie: 500 Arbeitsplätze bei Hirschvogel in Gefahr
Deutschland, 26.11.2024
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Zulieferer und Hersteller kämpfen mit drastisch sinkender Nachfrage
Der Automobilzulieferer Hirschvogel Group wird in Deutschland 500 Stellen abbauen, davon 320 an den bayerischen Standorten Denklingen und Schongau sowie 150 im thüringischen Marksuhl. Gleichzeitig meldete der Zulieferer Gerhardi Kunststofftechnik mit 1500 Mitarbeitern Insolvenz an. Der Branchenriese Bosch plant den Abbau von mehr als 3000 Stellen in Deutschland.
Die Volkswagen Gruppe erwägt erstmals in ihrer 87-jährigen Geschichte die Schließung deutscher Werke. Betroffen sind möglicherweise das Osnabrücker Werk und die Transparente Fabrik in Dresden. VW-Markenvorstand Thomas Schaefer begründet dies mit Überkapazitäten und der sinkenden Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Kosten für die Elektromobilität.
Die Arbeitsnachfrage in der deutschen Automobilindustrie hat nach Angaben des Ifo-Instituts einen historischen Tiefstand erreicht. Die Zahl der Stellenausschreibungen lag im Oktober 53 Prozent unter dem Niveau von August 2023. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Regionalstatistiken wider: In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der Automobilzulieferer seit 2009 um 9,5 Prozent. Der Anteil des Bundeslandes am bundesweiten Absatzwert für Kraftwagen fiel auf ein 15-Jahres-Tief von 6,2 Prozent.
Besonders betroffen sind Unternehmen, die frühzeitig auf Elektromobilität gesetzt haben. Der IG Metall-Bevollmächtigte Karl Musiol sieht darin ein strategisches Dilemma. Die Unternehmen müssen einerseits Personal abbauen, werden diese Fachkräfte aber dringend benötigen, sobald der Markt für Elektrofahrzeuge anzieht. Der wachsende Druck aus China, das massiv in die Elektromobilität investiert, verstärkt diese Problematik.
Die Gewerkschaften bereiten sich auf Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen vor. Bei Volkswagen drohen im Dezember Streiks, sollten die Werkschließungen konkrete Formen annehmen. Die Betriebsräte fordern alternative Lösungen zur Standortsicherung.
Die Krise der Automobilindustrie bedroht einen der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands. Mit knapp 800.000 Beschäftigten steht die Branche vor ihrer größten Herausforderung. Die schleppende Transformation zur Elektromobilität, verschärft durch den Wegfall von Förderprämien und die internationale Konkurrenz, könnte ohne gezielte industriepolitische Gegenmaßnahmen zu einem irreversiblen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit führen. Die deutsche Automobilindustrie droht damit dem Schicksal anderer ehemals führender Branchen wie der Foto- und Musikindustrie zu folgen.
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