Steigende Energiekosten bedrohen deutsche Wirtschaft

Deutschland, 11.11.2024

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Dunkelflaute offenbart Schwächen der Energieversorgung

Die jüngste Phase mit wenig Wind und Sonne hat die Großhandelspreise für Strom auf 82 Cent pro
Kilowattstunde steigen lassen. Verbraucher mit dynamischen Tarifen mussten zeitweise sogar 120 Cent zahlen. Obwohl erneuerbare Energien 2023 bereits 56 Prozent der Stromerzeugung ausmachten, zeigt sich in solchen Situationen die Abhängigkeit von teuren Gaskraftwerken.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden immer deutlicher. Der Automobilzulieferer Continental verzeichnete im dritten Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro und senkte seine Jahresprognose auf 42 Milliarden Euro. Das Unternehmen reagiert mit Kostensenkungen und erwägt einen Börsengang des Autozuliefergeschäfts mit rund 100.000 Beschäftigten.

Ab 2025 verschärft sich die Situation durch steigende Netzentgelte. Die Gasnetzgebühren steigen durchschnittlich um 24 Prozent, regional sogar bis zu 56 Prozent. Mittelständische Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von 500.000 kWh müssen mit Mehrkosten von 2.750 Euro rechnen, in Regionen wie Brandenburg sogar mit bis zu 11.125 Euro.

Die hohen Energiekosten führen zu einem deutlichen Anstieg der Anbieterwechsel. 2023 wechselten 4,44 Millionen Privatkunden ihren Stromanbieter – 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Strompreis liegt mit 41,35 Cent pro Kilowattstunde weiterhin über dem Niveau vor der Energiekrise.

Besonders problematisch entwickeln sich die regionalen Preisunterschiede. In Memmingen zahlen Verbraucher für 20.000 kWh Gas jährlich 1.648 Euro, in Ingolstadt dagegen 2.974 Euro. Diese Differenzen von bis zu 80 Prozent beeinflussen zunehmend Standortentscheidungen energieintensiver Unternehmen.

Die Gründe für die anhaltend hohen Preise sind vielfältig. Die Großhandelspreise für Gas liegen noch immer doppelt so hoch wie vor der Krise. Steigende CO₂-Preise und der aufwendige Netzausbau belasten zusätzlich. Allein die Netzkosten machen inzwischen 28 Prozent des Strompreises aus.

Experten empfehlen Unternehmen verschiedene Strategien: Investitionen in Energieeffizienz, langfristige Lieferverträge mit Preisgarantien und die Prüfung alternativer Energiequellen. Auch die strategische Standortwahl gewinnt angesichts der regionalen Preisunterschiede an Bedeutung.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen die Notwendigkeit, die Stabilität der Energieversorgung zu verbessern und gleichzeitig die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Während Unternehmen wie Continental bereits mit Kostensenkungen und Umstrukturierungen reagieren, fehlen bisher wirksame politische Lösungsansätze für die grundlegenden Probleme. Die stark schwankenden Preise, die regionalen Unterschiede und die steigenden Netzentgelte stellen besonders den Mittelstand vor große Herausforderungen.

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