
Solarbranche: Von Sonnenschein zu Gewitterwolken
Deutschland, 20.09.2024
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Zolar entlässt die Hälfte der Belegschaft – Branchenwandel oder Vorbote des Untergangs?
Das Berliner Start-up Zolar, einst strahlender Stern am Himmel der Energiewende, vollzieht eine radikale Kehrtwende. Mehr als die Hälfte der 350 Mitarbeiter müssen gehen, das Geschäftsmodell wird komplett umgekrempelt. Statt Solaranlagen an Privatkunden zu verkaufen, will sich Zolar künftig auf Dienstleistungen für Installateure konzentrieren.
Diese Entscheidung ist kein Einzelfall, sondern spiegelt einen branchenweiten Trend wider. Der norwegische Anbieter Otovo streicht ebenfalls Stellen, andere Unternehmen wie Eigensonne, Envoltec und Enersol haben bereits aufgegeben. Die Zahlen sprechen Bände: Im ersten Halbjahr 2024 brach die Installation von PV-Anlagen auf Eigenheimen um 13 Prozent ein.
Was ist passiert? Nach dem Boom der letzten Jahre trifft die Branche nun die harte Realität. Hohe Zinsen verteuern Kredite, gesunkene Strompreise machen Eigenanlagen weniger attraktiv, und viele Hausbesitzer zögern angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit vor größeren Investitionen. Hinzu kommt: Der durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Ansturm auf Solaranlagen hat den Markt vorübergehend gesättigt.
Doch damit nicht genug: Chinesische Hersteller fluten Europa mit Billigmodulen und lösen einen Preiskrieg aus. Viele Händler sitzen auf prall gefüllten Lagern und können ihre Ware nur mit Verlust loswerden. “Hier macht gerade niemand Gewinn”, klagt ein Brancheninsider.
Die Krise erfasst auch die Hersteller. Meyer Burger, einst Aushängeschild der europäischen Solarindustrie, muss seine US-Expansion stoppen und 200 Mitarbeiter entlassen. CEO Gunter Erfurt, lange Zeit das Gesicht der Branche, musste seinen Posten räumen.
Doch nicht alle Unternehmen geben klein bei. Das Start-up Enpal setzt auf Diversifikation und bietet neben Solaranlagen auch Wärmepumpen und Stromspeicher an. Firmenchef Mario Kohle investiert einen dreistelligen Millionenbetrag, um Enpal zu einem “Eon für dezentrale, erneuerbare Energien” zu machen.
Die aktuellen Turbulenzen könnten erst der Anfang einer längeren Talfahrt sein. Experten warnen, dass die sinkenden Preise für Module und Batterien nicht ausreichen werden, um die Nachfrage wiederzubeleben. Die Zinsnormalisierung bleibt ungewiss, und der politische Druck zur Energiewende könnte angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen nachlassen.
Für Verbraucher birgt die Situation erhebliche Risiken: Zwar sind Solaranlagen günstiger denn je, doch der Kauf könnte sich als Fehlinvestition erweisen. Wer jetzt zugreift, riskiert, auf einem wertlosen System sitzen zu bleiben, falls der Anbieter pleitegeht. Service und Garantieleistungen wären dann fraglich. Selbst etablierte Unternehmen kämpfen ums Überleben.
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