
SMA Solar in der Krise: Deutscher Solartechnik-Pionier streicht jeden vierten Arbeitsplatz
Deutschland, 15.11.2024
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Preiskampf mit China bedroht Existenz deutscher Solar-Industrie
Der nordhessische Solartechnikhersteller SMA Solar vollzieht eine dramatische Kehrtwende: Noch 2023 verbuchte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 222,7 Millionen Euro – jetzt droht für 2024 ein operativer Verlust zwischen 50 und 100 Millionen Euro. Die Konsequenz: Weltweit fallen 1.100 Stellen weg, davon etwa 700 am Hauptsitz in Niestetal bei Kassel. Der Aktienkurs reagierte prompt und stürzte um mehr als 15 Prozent auf 11,60 Euro ab – der tiefste Stand seit neun Jahren.
Die Geschäftszahlen offenbaren die ganze Dramatik: In den ersten neun Monaten 2024 sank der Umsatz um 20 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Der Nettogewinn schrumpfte von 180 auf 34,7 Millionen Euro. Besonders alarmierend ist der Einbruch im Privatkundengeschäft um 70 Prozent auf nur noch 147 Millionen Euro. Diese Sparte trägt mittlerweile nur noch 14 Prozent zum Konzernumsatz bei – vor einem Jahr waren es noch über ein Drittel.
“Die Lage ist wirklich ernst”, bestätigt Betriebsratsvorsitzender Martin Breul. “Die Stimmung ist am Tiefpunkt, man kann es nicht beschönigen.” Der Betriebsrat will nun “dafür kämpfen, den Personalabbau auf ein Minimum zu reduzieren” und betriebsbedingte Kündigungen durch Frühpensionierungen oder Abfindungsprogramme vermeiden.
Die Hauptursache für die Krise liegt im aggressiven Preiskampf mit chinesischen Herstellern. Brancheninsider berichten, dass chinesische Anbieter ihre Produkte teilweise sogar mit negativen Margen verkaufen, um ihre überfüllten Lager zu räumen. “Deutsche Hersteller wie SMA können nicht mithalten, deshalb kommt es zu einem extremen Preisverfall”, erläutert ARD-Börsenkorrespondent Constantin Röse.
Das von SMA angekündigte Sparprogramm soll zwischen 150 und 200 Millionen Euro einsparen. Vorstandsvorsitzender Jürgen Reinert kündigt neben dem Stellenabbau weitere Kostensenkungen an, “von Messen bis hin zu Geschäftsreisen”. Er bezeichnet die aktuelle Situation als “kurz- bis mittelfristige Flaute”, doch Marktbeobachter sind skeptischer. Sie verweisen auf zusätzliche Risikofaktoren wie steigende Zinsen, Inflation und mögliche politische Entwicklungen – etwa potenzielle Kürzungen von Fördergeldern für erneuerbare Energien in den USA nach einem möglichen Wahlsieg Donald Trumps.
Die Krise bei SMA Solar weckt damit schmerzhafte Erinnerungen an frühere Pleiten deutscher Solarunternehmen – und wirft die Frage auf, ob die heimische Solarindustrie gegen die übermächtige Konkurrenz aus Fernost überhaupt noch eine Chance hat.
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