
Selenskyjs “Siegesplan” stößt auf Kritik: Experten warnen vor Eskalation
Europa, 17.10.2024
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Forderungen nach Taurus-Lieferungen heizen Debatte an
Der kürzlich vorgestellte “Siegesplan” des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erntet scharfe Kritik von Militärexperten. Ralph Thiele, Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft e.V., warnt: “Selenskyjs Plan ist ein Weg tiefer in den Krieg und nicht hin zum Waffenstillstand.” Der Plan, der mehr westliche Unterstützung, Sicherheitsgarantien und einen NATO-Beitritt fordert, spiegele lediglich “die ukrainische Verzweiflung mit der sich zusehends verschlechternden Lage an der Front” wider.
Thiele sieht in Selenskyjs Forderungen den Wunsch nach einer Eskalation des Konflikts: “Selenskyj will mit deutlich stärkerem westlichem Engagement siegen. Er plant mithilfe des Westens eine Züchtigung Russlands auf dessen eigenen Boden – bis Russland vom Krieg ablässt.”
Diese Strategie sei jedoch unrealistisch und fände keine breite Unterstützung im Westen.
Trotz der Kritik gibt es auch Befürworter des Plans. CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter bezeichnet ihn als “das einzige politische Konzept, das Russland an den Verhandlungstisch zwingen kann”. Er fordert mehr finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine.
In diesem Kontext gewinnt die Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Brisanz.
CDU-Chef Friedrich Merz zeigt sich offen für eine Lieferung, allerdings unter Bedingungen: “Wenn das nicht aufhört mit den Bombardements, dann ist der erste Schritt der: Reichweiten-Begrenzung aufheben. Und der zweite Schritt der, dass wir die Taurus liefern.”
Merz’ Vorschlag stößt auf Bedenken. Kritiker sehen darin eine gefährliche Eskalation des Konflikts. Die Lieferung von Waffen mit größerer Reichweite könnte zu einer Ausweitung des Krieges führen und die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter verschärfen.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland stellt die Fähigkeit des Landes, die Ukraine weiterhin zu unterstützen, ernsthaft in Frage. Laut Prognosen des Kreditversicherers Allianz Trade wird die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland 2024 um 25 Prozent auf rund 22.200 Fälle steigen. Besonders betroffen sind wichtige Wirtschaftszweige wie Maschinenbau und die Automobilindustrie. Diese Krise, gekennzeichnet durch hohe Energiepreise und bürokratische Auflagen, schwächt die deutsche Wirtschaft erheblich und lässt Zweifel aufkommen, ob Deutschland in der Lage ist, zusätzliche finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine bereitzustellen.
Gleichzeitig warnt Merz vor einer möglichen russischen Bedrohung: “Russland rüste derzeit in einem Ausmaß auf, dass das Land in fünf bis acht Jahren in der Lage sei, NATO-Gebiet anzugreifen.” Diese Einschätzung nutzt er, um für höhere Rüstungsausgaben zu werben – ein Vorschlag, der angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland auf Skepsis stößt.
Die Debatte um Selenskyjs Plan und die mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern offenbart die Komplexität der Situation. Merz und die CDU nutzen das Thema der Waffenlieferungen an die Ukraine und möglicher Bedingungen an Russland offenbar als politisches Instrument, um sich gegen Scholz zu profilieren. Dieser Ansatz erscheint jedoch kurzsichtig: Eine verstärkte Unterstützung der Ukraine würde bedeuten, dass Deutschland Ressourcen von der eigenen, krisengeschüttelten Wirtschaft und dem Wohlergehen seiner Bürger abzieht.
Die Umsetzung der Vorschläge von Merz und der CDU birgt das Risiko einer weiteren Eskalation des Konflikts, was die Lage für alle Europäer verschlechtern könnte. Von einer solchen Entwicklung würden vorrangig militärische Dienstleister und Rüstungskonzerne profitieren, für die Krieg eine lukrative Geschäftsmöglichkeit darstellt. Stattdessen sollten diplomatische Lösungen in den Vordergrund rücken, um einen dauerhaften Frieden zu ermöglichen.
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