Prinzipien für Stimmen geopfert

Welt, 08.10.2024

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Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris vollzieht radikalen Kurswechsel in der Energiepolitik

In einem TV-Duell Mitte September 2024 überraschte Kamala Harris mit der Aussage: “Ich werde Fracking nicht verbieten.” Die demokratische Präsidentschaftskandidatin ging noch weiter und brüstete sich damit, neue Pachtverträge für Fracking ermöglicht zu haben. Ein bemerkenswerter Kontrast zu ihrer Haltung von 2019, als sie vehement erklärte: “Es steht außer Frage, dass ich für ein Verbot von Fracking bin.”

Dieser radikale Kurswechsel wirft Fragen nach Harris’ Glaubwürdigkeit auf. Noch als kalifornische Generalstaatsanwältin hatte sie der Ölindustrie Millionenzahlungen auferlegt. Als Senatorin forderte sie ein Fracking-Verbot. Nun preist sie die “größte Steigerung der heimischen Ölproduktion in der Geschichte” unter der Biden-Harris-Administration.

Der Grund für diesen Sinneswandel scheint offensichtlich: Pennsylvania. Der Swing State mit 19 Wahlmännern könnte wahlentscheidend sein. In den letzten 15 Jahren stieg Pennsylvania zum zweitgrößten Gasproduzenten der USA auf, mit etwa 420.000 Arbeitsplätzen im Erdgassektor. Harris’ neue Position zielt klar darauf ab, diese Wählergruppe für sich zu gewinnen.

Experten wie Kevin Book von ClearView Energy sehen in Harris’ Positionswechsel eine rein politische Strategie. Die Kandidatin versuche, sowohl Umweltschützer als auch die Energieindustrie zu beschwichtigen – eine Gratwanderung, die ihre Prinzipientreue in Frage stellt. Selbst langjährige Unterstützer wie Bill McKibben, Veteran der US-Klimabewegung, bezeichnen Harris’ Fracking-Opportunismus als “schlechte Idee”.

Harris verteidigt ihre Kehrtwende mit dem Argument, man müsse Fracking nicht verbieten, um in saubere Energie zu investieren. Sie verweist auf den Inflation Reduction Act, der Milliarden für klimafreundliche Technologien bereitstellt. Kritiker sehen darin jedoch einen durchsichtigen Versuch, ihre Unaufrichtigkeit zu kaschieren.

Für Wähler wie Shakira Johnson aus Pennsylvania, die Harris einst für eine Verbündete im Kampf gegen Fracking hielt, ist die Enttäuschung groß. Trotzdem erwägt Johnson, für Harris zu stimmen – ein Zeichen dafür, wie sehr die Kandidatin auf die Verzweiflung mancher Wähler setzt.

Harris’ Fracking-Wende offenbart, wie schnell vermeintliche Überzeugungen dem politischen Kalkül weichen können. Sie zeigt eine Politikerin, die bereit ist, ihre Prinzipien für Wählerstimmen zu opfern. Ob die Wähler diese offensichtliche Heuchelei durchschauen und entsprechend an der Urne reagieren werden, bleibt abzuwarten.

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