Millionenförderung schützt Hydrogenious nicht vor massivem Personalabbau

Europa, 19.12.2024

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Wasserstoff-Unternehmen reduziert Belegschaft um 25 Prozent – Wirtschaftsweise sieht grundlegende Probleme

Nur vier Monate nach Erhalt eines Förderbescheids über 72,5 Millionen Euro muss das Erlanger Wasserstoffunternehmen Hydrogenious LOHC Technologies 50 Mitarbeiter entlassen. Der Stellenabbau betrifft ein Viertel der Belegschaft an den Standorten Erlangen und Neuss, wie das Unternehmen vergangene Woche mitteilte.

Die Entlassungen beim deutschen Wasserstoff-Pionier, der seit 2013 an Technologien zur sicheren Speicherung und zum Transport von Wasserstoff forscht, treffen die Branche in einer kritischen Phase. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die auch im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung sitzt, hatte Anfang Dezember beim Wasserstoffgipfel in Nürnberg der deutschen Wasserstoffwirtschaft ein deutliches Urteil ausgestellt. Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft verlaufe deutlich langsamer als geplant.

Im August noch hatten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger das Unternehmen besucht und die Förderung überreicht. Diese kann jedoch nach Unternehmensangaben nicht für Personalkosten verwendet werden, sondern ist zweckgebunden für Projekte wie “Green Hydrogen @ Blue Danube”, das ab 2028 jährlich 1800 Tonnen Wasserstoff liefern soll. Geopolitische Krisen, steigende Strompreise und unklare regulatorische Rahmenbedingungen verzögern den Markthochlauf, begründet das Unternehmen den Stellenabbau. Den betroffenen Mitarbeitern wurden individuelle Coachings und eine dreimonatige bezahlte Freistellung angeboten. Die verbliebenen 120 Beschäftigten sollen sich künftig auf Schlüsselprojekte konzentrieren.

Experten sehen in der Entwicklung bei Hydrogenious ein Warnsignal für die gesamte Branche. Grimm warnt vor einem Verlust der energieintensiven Industrie, sollte der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft nicht zeitnah gelingen. Für einzelne Geschäftsmodelle sei oft eine vollständige Wertschöpfungskette erforderlich. Diese aufzubauen gestaltet sich jedoch schwierig, wenn selbst geförderte Unternehmen wie Hydrogenious unter wirtschaftlichem Druck stehen.

Die aktuelle Situation zeigt die Grenzen staatlicher Förderung im Wasserstoffsektor. Die Mittel unterliegen strengen Verwendungsauflagen und können strukturelle Marktprobleme nicht lösen. Der deutsche Wasserstoffmarkt benötigt neben Fördergeldern vor allem verlässliche wirtschaftliche und regulatorische Bedingungen. Die Ankündigung von Hydrogenious, 2025 keine weiteren Entlassungen zu planen, steht unter dem Vorbehalt einer Markterholung. Der Personalabbau bei einem führenden Technologieunternehmen der Branche verdeutlicht die Notwendigkeit, die deutsche Wasserstoffstrategie an die wirtschaftlichen Realitäten anzupassen.

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