Mercedes-Benz: Milliardenschweres Sparprogramm soll Konzern stabilisieren

Deutschland, 13.12.2024

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Einschneidende Kostensenkungen nach Gewinneinbruch – Unsicherheit in der Belegschaft wächst

Das dritte Quartal 2023 markiert für Mercedes-Benz einen deutlichen Einschnitt: Der Konzerngewinn brach um mehr als 50 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro ein, der Umsatz verringerte sich um 6,7 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro. Als Reaktion darauf plant der Vorstand Einsparungen von fünf Milliarden Euro bis 2027, wovon die erste Hälfte bereits Ende 2025 erreicht werden soll. Ein offizieller Sprecher vermied konkrete Aussagen zu den genauen Zahlen des Sparprogramms und verwies lediglich auf frühere Ankündigungen zu Kostensenkungen in Milliardenhöhe.

Der chinesische Markt entwickelt sich für den Stuttgarter Automobilhersteller zunehmend problematisch. Die von Konzernchef Ola Källenius verfolgte Premium-Strategie verliert an Wirkung, während lokale Hersteller Marktanteile gewinnen. Diese Entwicklung ist für den Konzern bedeutsam, da China bisher als wichtigster Wachstumsmarkt galt und die hochpreisigen Modelle dort wesentlich zur Gewinnmarge beitrugen.

Die vom Manager Magazin berichteten 20.000 möglicherweise gefährdeten Arbeitsplätze dementiert der Konzern. Die Beschäftigungssicherung “Zusi 2030” schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 aus. In Sindelfingen zeigen sich jedoch bereits Anpassungsmaßnahmen: Eine komplette Schicht wurde eingestellt, Leiharbeiter müssen gehen und eine vorzeitige Winterpause wurde angeordnet.

Die Transformation zur E-Mobilität erweist sich als zusätzliche Herausforderung. Während die Unternehmensführung die Elektrifizierung vorantreibt, bevorzugen Teile der Belegschaft alternative Antriebskonzepte wie synthetische Kraftstoffe. Die Diskrepanz zwischen strategischer Ausrichtung und interner Akzeptanz verschärft die angespannte Situation.

Der Automobilhersteller plant, die Kostensenkungen primär durch demografischen Wandel und freiwillige Maßnahmen wie Abfindungsprogramme zu realisieren. Werksschließungen in Deutschland werden ausgeschlossen. Die allgemeine Schwäche der deutschen Automobilindustrie, bedingt durch steigende Energiepreise und wachsende internationale Konkurrenz, verstärkt den Handlungsdruck.

Mercedes-Benz steht vor der Aufgabe, mehrere kritische Herausforderungen gleichzeitig zu bewältigen: Die notwendigen Kostensenkungen müssen mit erheblichen Investitionen in die E-Mobilität in Einklang gebracht werden. Parallel dazu gilt es, die Schwäche im chinesischen Markt zu adressieren und die interne Akzeptanz für den Transformationskurs zu stärken. Die angestrebten Einsparungen sollen die finanzielle Basis für diese komplexe Neuausrichtung schaffen.

Die Herausforderungen für den Premiumhersteller sind in ihrer Kombination beispiellos: Der Einbruch im chinesischen Markt trifft auf eine kostenintensive Transformation zur E-Mobilität, während gleichzeitig die Profitabilität dramatisch sinkt. Die geplanten Einsparungen von fünf Milliarden Euro erscheinen angesichts dieser Mehrfachbelastung als ambitioniertes Ziel. Erschwerend kommt hinzu, dass die bisher erfolgreiche Premium-Strategie in wichtigen Märkten an Zugkraft verliert und die internen Widerstände gegen den Elektrokurs wachsen. Die internationale Konkurrenz, insbesondere durch chinesische Hersteller, gewinnt zeitgleich an technologischem Vorsprung. Ohne eine schnelle und erfolgreiche Umsetzung des Sparprogramms bei gleichzeitiger Beschleunigung der technologischen Transformation droht dem Traditionsunternehmen ein nachhaltiger Verlust seiner Marktposition.

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