
Inflationsdruck kehrt zurück: Dienstleistungssektor treibt Preise nach oben
Deutschland, 13.11.2024
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Rentner fordern Ausgleich für steigende Lebenshaltungskosten
Nach einer kurzen Phase der Entspannung zieht die Inflation in Deutschland wieder an. Mit einer Rate von 2,0 Prozent im Oktober 2024 übertraf die Teuerung erstmals seit drei Monaten wieder die psychologisch wichtige Zwei-Prozent-Marke. Besonders der Dienstleistungssektor erweist sich als hartnäckiger Preistreiber, mit einer Teuerungsrate von 4,0 Prozent – der höchsten seit Jahresbeginn.
Die Dynamik im Dienstleistungsbereich offenbart sich besonders deutlich bei den Versicherungskosten, die um 15,2 Prozent anstiegen. Verkehrsversicherungen verteuerten sich sogar um knapp ein Drittel. Auch Gastronomiebesuche (6,8 Prozent) und Pauschalreisen (5,8 Prozent) belasten die Verbraucher zunehmend. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Kerninflation wider, die ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln bei 2,9 Prozent liegt.
Im Lebensmittelsektor verschärft sich die Situation ebenfalls. Die Preise stiegen um 2,3 Prozent, wobei insbesondere Butter mit einem Plus von 39,7 Prozent und Olivenöl mit 28,1 Prozent hervorstechen. Auch bei Obst (4,2 Prozent) und Gemüse (3,2 Prozent) müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen.
Die anhaltende Teuerung hat eine gesellschaftspolitische Debatte entfacht. Vor dem Brandenburger Tor demonstrierten kürzlich rund 1.000 Menschen für einen Inflationsausgleich für Rentner. Während Arbeitnehmer und Beamte eine steuerfreie Prämie von 3.000 Euro erhielten, gingen die 21 Millionen Rentner bisher leer aus. Eine flächendeckende Ausgleichszahlung würde den Staat allerdings etwa 63 Milliarden Euro kosten.
Einzig die Energiepreise entwickeln sich derzeit verbraucherfreundlich. Mit einem Rückgang von 5,5 Prozent wirken sie dämpfend auf die Gesamtinflation. Kraftstoffe verbilligten sich um 8,9 Prozent, Heizöl um 13,4 Prozent. Allerdings schwächte sich dieser Effekt gegenüber September deutlich ab, als die Energiepreise noch um 7,6 Prozent gesunken waren.
Ökonomen sehen in der aktuellen Entwicklung ein zweischneidiges Schwert: Einerseits nähert sich die Inflation dem EZB-Zielwert von zwei Prozent, andererseits deuten die steigenden Dienstleistungspreise und die robuste Kerninflation auf anhaltenden Preisdruck hin. Dies könnte die wirtschaftliche Erholung gefährden, da die EZB gezwungen sein könnte, ihre restriktive Geldpolitik länger als geplant beizubehalten. Angesichts des eingetrübten Wirtschaftsausblicks und rückläufiger Investitionen fordern Experten wie Silke Tober vom IMK bereits eine zügige Lockerung der Geldpolitik. Die soziale Dimension der Inflation bleibt dabei ein Kernproblem: Während einige Bevölkerungsgruppen von Ausgleichszahlungen profitieren, trifft die Teuerung besonders Rentner und einkommensschwache Haushalte. Diese Entwicklung könnte die gesellschaftliche Debatte über Verteilungsgerechtigkeit weiter anfachen und den politischen Handlungsdruck erhöhen.
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