Energiewende zwingt deutsche Industrie zur Abwanderung

Deutschland, 12.11.2024

comments

0

Preisexplosionen und Bürokratie gefährden Unternehmen

54 Prozent der bayerischen Industrieunternehmen erwarten negative Auswirkungen durch die Energiewende – bei großen Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern verlagert bereits die Hälfte ihre Produktion ins Ausland oder plant diesen drastischen Schritt. Diese alarmierenden Zahlen veröffentlichte jetzt der Bayerische Industrie- und Handelskammertag in seiner aktuellen Umfrage.

Die Zahlen aus der Praxis bestätigen diese düstere Prognose: In Rostock steigen die Fernwärmepreise für 2025 um bis zu 86 Prozent gegenüber 2022, was bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung Mehrkosten von 434 Euro jährlich bedeutet. Anders als bei Strom und Gas, wo Wettbewerb zu Preissenkungen führt, sind Verbraucher bei der Fernwärme oft einem lokalen Monopolisten ausgeliefert. Der Anteil fossiler Brennstoffe liegt dort bei über 80 Prozent, was zu einer hohen CO2-Abgabe führt.

Die Umstellung auf alternative Heizsysteme erweist sich ebenfalls als kostspielige Herausforderung. Deutsche Installationskosten für Wärmepumpen liegen bei durchschnittlich 30.000 Euro – fast doppelt so hoch wie in Dänemark oder den Niederlanden mit 17.000 Euro. In Großbritannien werden sogar nur 9.500 Euro fällig. Experten kritisieren ein Oligopol der Heizungshersteller und überzogene technische Standards in Deutschland. Die hohen Kosten entstehen auch durch eine sogenannte “Angstprämie”: Handwerksbetriebe dimensionieren die Anlagen aus Sorge vor unzureichender Heizleistung oft zu groß, was zu unnötig hohen Investitions- und Stromkosten führt.

Die politische Krise nach dem Bruch der Ampel-Koalition verschärft die Situation zusätzlich. Ohne beschlossenen Haushalt für 2025 herrscht Ungewissheit über künftige Förderprogramme. Diese Planungsunsicherheit lähmt Investitionen. Bezeichnend ist, dass jedes fünfte Großunternehmen mittlerweile ganz auf Klimaneutralitätsziele verzichtet – die Kombination aus klimaneutraler und wettbewerbsfähiger Energieversorgung erscheint unrealistisch.

Besonders problematisch ist die Situation bei der Fernwärme, wo für den schnellen Ausbau und die Dekarbonisierung vielerorts planerische und ingenieurtechnische Kapazitäten fehlen. Die Kosten für den Umbau sollen dabei hauptsächlich von den Mietern getragen werden. Während bei Strom und Gas der Wettbewerb zuletzt zu sinkenden Preisen führte, sind die Abnehmer bei der Fernwärme dem Preisdiktat der lokalen Versorger ausgeliefert.

Neben den explodierenden Energiekosten belasten vor allem bürokratische Hürden die Unternehmen. Während acht Prozent der bayerischen Betriebe bereits klimaneutral wirtschaften, kritisieren zwei Drittel die mangelnde Verlässlichkeit der Energiewende.

LESEN SIE AUCH

Nach Explosion in iranischer Hafenstadt gibt es Verletzte und Tote

CDU und CSU wollen am Montag ihre Minister vorstellen

Hausärzteverband warnt vor Praxenübernahme durch Investoren

Homepage von Nürnberg ist nach Hackerangriff wieder erreichbar

Wolf gewinnt Machtkampf im thüringischen BSW-Landesverband

Comments

No comments yet.