
Dunkelflaute lässt europäische Energiemärkte explodieren
Europa, 13.12.2024
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Deutsche Stromkrise führt zu diplomatischen Verwerfungen – Skandinavische Länder drohen mit Exportbeschränkungen
Der Strompreis in Deutschland erreichte am Donnerstag mit 936 Euro pro Megawattstunde einen historischen Höchststand, nachdem die Windstromproduktion um 85 Prozent auf nur drei Gigawatt einbrach. Deutschland musste daraufhin 17,1 Gigawatt aus dem Ausland importieren – der höchste Wert im Jahr 2024. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch gestiegene Gaspreise, die mit 46 Euro pro Megawattstunde deutlich über dem üblichen Niveau von 30 Euro lagen.
Die extremen Preisausschläge haben bereits erste wirtschaftliche Konsequenzen. Das Elektrostahlwerk Feralpi in Riesa stellte seine Produktion vollständig ein. Werksdirektor Uwe Reinecke beziffert die Verluste durch den Produktionsstopp im höheren sechsstelligen Bereich. Auch der Metall-Betrieb Anke GmbH in Essen musste seine Öfen während der Preisspitzen abschalten.
Die Preisexplosion strahlt in die Nachbarländer aus und sorgt für massive diplomatische Verstimmungen. Die schwedische Energieministerin Ebba Busch kritisiert die deutsche Entscheidung zur Kernkraftabschaltung scharf. In Schweden stiegen die Strompreise auf über acht Kronen pro Kilowattstunde – der höchste Wert seit Jahren. Noch drastischer reagiert Norwegen, wo die Preise trotz voller Wasserspeicher den höchsten Stand seit 2009 erreichten. Das Land erwägt nun ab 2026 eine Begrenzung seiner Stromexporte nach Süden. Die regierende Labour Party plant sogar, den Stromexport über zwei Kabel nach Dänemark komplett einzustellen. “Es ist sehr schwer, den Menschen in Norwegen zu erklären, warum ein Land mit einem großen Stromüberschuss hohe Strompreise haben sollte”, begründet die norwegische Parlamentarierin Ingvild Kjerkol die geplanten Maßnahmen.
Das Bundeswirtschaftsministerium verteidigt die deutsche Energiepolitik und verweist auf die Funktionsweise des europäischen Stromhandels. Die Versorgungssicherheit sei zu jeder Zeit gewährleistet gewesen. Zusätzliche Reserven hätten bei Bedarf aktiviert werden können. Das Ministerium betont zudem, dass Schweden in Zeiten hoher Windstromproduktion von günstigen deutschen Stromimporten profitiere.
Experten sehen jedoch grundlegende strukturelle Probleme im deutschen Energiesystem. Der Ausbau von Stromspeichern kommt nicht voran, weil Investoren die wirtschaftlichen Risiken scheuen. Die vorhandenen Batteriespeicher können gerade einmal 17 Gigawattstunden bereitstellen – während Deutschland zuletzt bis zu 324 Gigawattstunden täglich importierte. Die Situation könnte sich noch verschärfen, da der Neubau flexibler Gaskraftwerke durch den Bruch der Ampelregierung weiter verzögert wird.
Für die meisten Privathaushalte mit klassischen Festpreistarifen bleiben die Preissprünge zunächst folgenlos, wie Experten des Verbraucherzentrale Bundesverbands betonen. Anders sieht es bei dynamischen Tarifen aus, wo Kunden zeitweise bis zu 1,30 Euro pro Kilowattstunde zahlen mussten. Der Stromanbieter Tibber warnte seine Kunden bereits vor weiteren möglichen Preisspitzen und riet dazu, den Stromverbrauch in kritischen Stunden zu reduzieren.
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