Drastischer Gaspreisanstieg: Dettingen trifft es am härtesten

Deutschland, 28.10.2024

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Die versteckten Kosten der beschleunigten Energiewende

In Dettingen an der Erms müssen Gaskunden ab 2025 einen Preisschock von über 90 Prozent verkraften. Der lokale Versorger ErmstalEnergie führt damit die bundesweite Liste der Preissteigerungen an, gefolgt von den Stadtwerken Premnitz und Detmold mit ebenfalls massiven Erhöhungen. Besonders die ostdeutschen Bundesländer trifft es flächendeckend: Sachsen-Anhalt und Brandenburg verzeichnen die höchsten regionalen Anstiege der Netzentgelte, während Sachsen mit einem Anstieg von 34 Prozent folgt.

Diese extremen Preissprünge sind eine direkte Folge neuer Regelungen der Bundesnetzagentur. Die Behörde erlaubt den Netzbetreibern nun, mögliche Stilllegungen ihrer Gasnetze ab 2035 in die Kalkulation einzubeziehen. Der absehbare Rückgang der Gasnachfrage durch die Zunahme alternativer Heizmethoden wie Wärmepumpen und Fernwärme verteilt die Kosten auf immer weniger Schultern. Nach Einschätzung des Verbands kommunaler Unternehmen wird bereits im kommenden Jahr ein Drittel der Netzbetreiber diese neuen Abschreibungsregeln anwenden.

Die aktuellen Großhandelspreise verschärfen die Situation zusätzlich. Sie haben mit 43 Euro je Megawattstunde den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht, was einem Anstieg von rund 10 Prozent innerhalb einer Woche entspricht. Kältere Wetterprognosen für Europa könnten die Nachfrage in Nordwesteuropa um 1.000 Gigawattstunden pro Tag steigen lassen. Geopolitische Spannungen im Nahen Osten und der mögliche Stopp russischer Gaslieferungen über die Ukraine erhöhen zusätzlich den Preisdruck. Die Gasspeicher sind zwar derzeit noch zu 95 Prozent gefüllt, jedoch deutlich weniger als im Vorjahr mit 98,5 Prozent. Experten prognostizieren, dass selbst bei einem kalten Winter die Speicher im April 2025 nur noch zu etwa 40 Prozent gefüllt sein werden – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 60 Prozent im April 2024.

Im Kreis Kleve zeigt sich exemplarisch die regionale Preisdynamik: Ein Einfamilienhaushalt muss dort durchschnittlich 2.359 Euro zahlen, mit Spitzenwerten in Rees von 2.853 Euro. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele. Der Versorger EMB verspricht durch verbesserte Beschaffungsstrategien stabile Preise trotz steigender Netzentgelte. In einigen Regionen, wie Dissen und Bad Rothenfelde, steigen die Entgelte nur minimal, während die Stadtwerke Kiel ihre Entgelte sogar senken können.

Diese Entwicklungen offenbaren die Schattenseiten der Energiewende: Je mehr Kunden aus der Gasversorgung aussteigen, desto teurer wird es für die Verbleibenden. Die Verbraucherzentrale Brandenburg fordert die Kommunen auf, mindestens zehn Jahre vor einer möglichen Stilllegung der Gasnetze zu informieren und einen sozialverträglichen Ausstieg zu gestalten. Eine Herausforderung, die dringend politischer Lösungen bedarf.

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