
Deutschlands Wasserstoff-Wette: Milliarden-Investitionen trotz Unsicherheiten
Deutschland, 18.09.2024
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Ambitionierte Pläne treffen auf harte Realität
Deutschland setzt auf Wasserstoff als zentrales Element seiner Energiestrategie. Die Bundesregierung plant ein 9.700 Kilometer langes Wasserstoffkernnetz für rund 20 Milliarden Euro. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) rechnet zusätzlich mit 47 Milliarden Euro bis 2045 für die Umrüstung der Gasverteilnetze.
Diese enormen Investitionen sollen die Industrie mit Wasserstoff versorgen. Doch das geplante Kernnetz allein reicht dafür nicht aus. DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke erklärt: “Über das Wasserstoffkernnetz werden etwa 90 Prozent der Industriestandorte nicht direkt erreicht.” Diese Standorte benötigen jährlich 160 Milliarden Kilowattstunden Gas für Prozesswärme.
Der Ausbau der Infrastruktur ist nur eine von vielen Herausforderungen. Regulatorische Unsicherheiten und die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff hemmen den Markthochlauf. Von 1.400 weltweit angekündigten Projekten haben erst vier Prozent eine Investitionsentscheidung getroffen.
Um den Markt anzukurbeln, setzt Deutschland auch auf Importe. Die Initiative H2 Global versucht, durch garantierte Preise Investitionen anzureizen. Der erste Liefervertrag mit Ägypten sieht einen Preis von 1000 Euro pro Tonne Ammoniak vor – deutlich über dem aktuellen Marktpreis von 650 Euro für fossiles Ammoniak.
Die heimische Produktion birgt ebenfalls Herausforderungen. In Ostdeutschland wird häufig Strom aus erneuerbaren Quellen abgeregelt, weil die Netze überlastet sind. Dirk Sattur von Mitnetz Strom und Gas berichtet: “Der jährliche Strombedarf der Stadt Magdeburg wird bei uns abgeregelt!” Dieser abgeregelte Strom könnte für die Wasserstoffproduktion genutzt werden, was jedoch zusätzliche Investitionen erfordern würde.
Die Zeit drängt. Bis zur Bundestagswahl 2025 müssen wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um eine flächendeckende Verfügbarkeit von Wasserstoff zu ermöglichen. Der Umbau der Energieversorgung steht vor enormen technischen und finanziellen Herausforderungen.
Kritiker warnen vor den hohen Kosten und technischen Unsicherheiten. Sie argumentieren, dass die massiven Investitionen in die Wasserstoff-Infrastruktur möglicherweise nicht den erwarteten Nutzen bringen könnten. Befürworter hingegen sehen Wasserstoff als unverzichtbares Element für die Dekarbonisierung der Industrie.
Deutschlands Wasserstoff-Strategie ist ein Milliarden-Poker mit ungewissem Ausgang. Ob sich die enormen Investitionen auszahlen werden, bleibt abzuwarten. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob das Land den Übergang zu einer Wasserstoff-basierten Wirtschaft bewältigen kann oder ob die ambitionierten Pläne an der Realität scheitern.
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