Deutschlands trügerischer Klimaerfolg auf Kosten der Wirtschaft

Deutschland, 07.01.2025

comments

0

Rezession und milde Temperaturen treiben CO2-Reduktion voran

Die deutschen Treibhausgasemissionen sanken 2024 um weitere drei Prozent auf 656 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der niedrigste Wert seit den 1950er Jahren wurde allerdings vor allem durch die anhaltende Wirtschaftskrise und ungewöhnlich milde Temperaturen erreicht. Während Deutschland seine nationalen Klimaziele damit deutlich übertrifft, werden die strengeren EU-Vorgaben um zwölf Millionen Tonnen verfehlt.

Die wirtschaftliche Schwäche zeigt sich am Einbruch klimafreundlicher Investitionen. Der Absatz von Wärmepumpen ging um 44 Prozent zurück, die Neuzulassungen von Elektroautos sanken um 26 Prozent. Viele Unternehmen und Haushalte halten sich angesichts der unsicheren Wirtschaftslage mit Investitionen zurück.

Besonders problematisch entwickelt sich die energieintensive Industrie. Trotz der Rezession stiegen ihre Emissionen um drei Millionen Tonnen CO2, da vermehrt auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen wurde. Die großen Stromverbraucher leiden weiterhin unter deutlich höheren Energiekosten als vor der Krise.

Der augenscheinliche Erfolg bei der Emissionsreduktion basiert zu 80 Prozent auf dem Umbau der Energiewirtschaft. Durch die Stilllegung von Kohlekraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 6,1 Gigawatt und den Ausbau erneuerbarer Energien auf 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs wurden die CO2-Emissionen massiv gesenkt. Der Professor für Umweltökonomik Andreas Löschel warnt jedoch: “Der Rückgang der Treibhausgasemissionen wird insbesondere durch den starken Ausbau der erneuerbaren Energien und durch die schwache Wirtschaftsleistung bestimmt.”

Die Verfehlung der EU-Klimaziele könnte für Deutschland teuer werden. Besonders im Verkehrs- und Gebäudesektor wurden die Vorgaben deutlich verfehlt. Der Verkehr überschritt die Ziele um 19 Millionen Tonnen, der Gebäudebereich um neun Millionen Tonnen CO2. Deutschland muss nun entweder teure Verschmutzungsrechte von anderen EU-Staaten kaufen oder Strafzahlungen nach Brüssel leisten.

Die rückläufigen Emissionen im Gebäudesektor sind hauptsächlich der milden Witterung und dem dadurch bedingten geringeren Heizbedarf geschuldet. Der Pkw-Verkehr nahm sogar zu, während nur der rezessionsbedingte Rückgang des Lkw-Verkehrs die Bilanz verbesserte. Ohne die Wirtschaftsflaute und das milde Wetter wären die Emissionen in vielen Bereichen gestiegen.

Die Emissionsreduktionen basieren auf einer gefährlichen Kombination aus Wirtschaftsschwäche, Deindustrialisierung und günstigen Wetterbedingungen. Die massiven Einbrüche bei klimafreundlichen Technologien und Investitionen deuten auf ein grundsätzliches Versagen der deutschen Klimapolitik hin. Die hohen Energiekosten und regulatorischen Belastungen gefährden die industrielle Basis Deutschlands, während gleichzeitig die EU-Klimaziele verfehlt werden. Sollte sich die Konjunktur erholen, droht ein drastischer Wiederanstieg der Emissionen, da die notwendigen strukturellen Veränderungen ausgeblieben sind. Die Bundesregierung steht vor der paradoxen Situation, dass der einzige Weg zur Erreichung ihrer Klimaziele derzeit über eine anhaltende Schwächung der deutschen Wirtschaft führt.

LESEN SIE AUCH

Nach Explosion in iranischer Hafenstadt gibt es Verletzte und Tote

CDU und CSU wollen am Montag ihre Minister vorstellen

Hausärzteverband warnt vor Praxenübernahme durch Investoren

Homepage von Nürnberg ist nach Hackerangriff wieder erreichbar

Wolf gewinnt Machtkampf im thüringischen BSW-Landesverband

Comments

No comments yet.