Deutschlands Stromversorgung vor harten Belastungsproben

Deutschland, 19.04.2025

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Experten erwarten weitere Preissteigerungen für 2025

Die deutschen Verbraucher zahlen im europäischen Vergleich bereits überdurchschnittlich hohe Strompreise – und die Kosten werden in vielen Regionen weiter steigen. Lediglich ländliche Haushalte können laut dem Portal Finanztipp für das Jahr 2025 mit sinkenden Preisen rechnen. Ein wesentlicher Kostentreiber sind die Netzentgelte, die rund 21 Prozent des Strompreises ausmachen und für Betrieb, Instandhaltung sowie Ausbau der Stromnetze verwendet werden.

Die aktuelle Situation wird durch mehrere Faktoren verschärft. RWE-Chef Markus Krebber warnt vor möglichen Stromausfällen bei ungünstigen Wetterbedingungen. Besonders die starke Nebelbildung im Winter stellt eine Herausforderung dar. An trüben Dezembertagen erreicht die Solarproduktion nur etwa 40 Gigawattstunden, während im Sommer bis zu 400 Gigawattstunden möglich sind. Diese wetterbedingte Volatilität macht die Stromversorgung besonders anfällig für Engpässe.

Staatliche Abgaben und Steuern machen etwa 27 Prozent des Gesamtpreises aus. Dazu gehören die Stromsteuer, Mehrwertsteuer und verschiedene Umlagen wie die KWK-Umlage zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung. Die Abhängigkeit von importiertem Gas und die geopolitische Lage sorgen für zusätzliche Unsicherheiten im Energiemarkt. Experten kritisieren besonders das Merit-Order-Prinzip, bei dem das teuerste zugeschaltete Kraftwerk den Preis für alle bestimmt.

Die Bundesregierung setzt ab 2025 auf verpflichtende Smart Meter, um den Stromverbrauch effizienter zu steuern. Diese digitalen Messgeräte ermöglichen eine Echtzeiterfassung des Verbrauchs und sollen zu einem nachhaltigeren Umgang mit Energie beitragen. Stromexperte Maximilian Both sieht darin Vorteile für Verbraucher mit flexiblem Nutzungsverhalten, besonders für Haushalte mit Elektroautos oder Wärmepumpen. Allerdings warnt er auch, dass Haushalte ohne diese Flexibilität durch dynamische Tarife sogar höhere Kosten haben könnten.

Vor dem Bundesverfassungsgericht läuft derzeit ein Verfahren von 22 Energieversorgern gegen die Finanzierung der Strompreisbremse. Die Unternehmen fechten die Abschöpfung von rund 200 Millionen Euro aus Überschusserlösen an. Das Urteil könnte weitreichende Folgen für den Energiemarkt haben und zusätzliche Belastungen für den Bundeshaushalt bedeuten.

Die Regierung betont zwar die Sicherheit der deutschen Stromversorgung, doch Experten sehen Handlungsbedarf. Die durchschnittlichen Ausfallzeiten pro Haushalt liegen derzeit zwischen zehn und 15 Minuten jährlich. Ein Stresstest der Regierung aus den Jahren 2022 und 2023 ergab, dass längere Stromausfälle höchstens einige Stunden dauern könnten. Dennoch fehlt in Deutschland eine zentrale Notfallplanung für Stromausfälle, was Kritiker als schwerwiegendes Versäumnis betrachten.

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