Deutschlands Abstieg: Von Platz 6 auf Platz 24

Europa, 28.11.2024

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Streetscooter, Schaeffler und Co. verlagern Produktion

Der Automobilzulieferer Streetscooter unter E.Volution verlagert seine Produktion von Düren nach Thailand, was den Verlust von 200 Arbeitsplätzen bedeutet. Auch der Zulieferer Schaeffler plant die Verlagerung seiner Produktion von Berndorf nach Osteuropa, während Stellantis die Transporterproduktion nach Ellesmere Port verlagern will. Deutschland ist im internationalen Ranking der Wettbewerbsfähigkeit in den letzten zehn Jahren von Platz 6 auf Platz 24 zurückgefallen. Tausende Mitarbeiter des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen protestieren bereits gegen den geplanten Stellenabbau.

Die Automobilindustrie warnt vor einer zunehmenden Produktionsverlagerung ins Ausland. Continental, ZF Friedrichshafen, Bosch und Schaeffler stehen vor massiven Umstrukturierungen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research sieht eine neue Qualität der Abwanderungswelle, da nun auch Entwicklungsabteilungen ins Ausland verlagert werden. Die Gründe seien vielfältig – von Steuer- und Migrationsproblemen bis hin zu den höchsten Energiekosten weltweit.

Die aktuelle Situation wird durch eine sich anbahnende Energiekrise verschärft. Die Gaspreise sind in diesem Jahr bereits um 45 Prozent gestiegen. Die schnell schwindenden Gasreserven und drohende Lieferkürzungen aus Russland könnten zu einer weiteren Verschärfung der Lage führen. Die deutschen Gasspeicher leeren sich durch den kalten Winter und eine Windflaute schneller als erwartet. Besonders betroffen sind energieintensive Industrien wie die Automobil-, Chemie- und Maschinenbaubranche.

Die traditionellen Geschäftsbeziehungen zu Russland, die bisher günstige Energieimporte ermöglichten, sind durch neue US-Sanktionen gegen die Gazprombank gefährdet. Dies könnte den Gasfluss nach Zentraleuropa bereits vor dem Auslaufen des ukrainischen Transitvertrags Ende des Jahres zum Erliegen bringen. Ungarn warnt bereits, dass seine Energiesicherheit bedroht sei. Die Unterbrechung einer der letzten verbliebenen Pipeline-Gasrouten könnte den Gasmarkt unter Druck setzen und die globalen Preise in die Höhe treiben, warnen Analysten von Energy Aspects.

Der Verband der Automobilindustrie fordert dringende Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Die konkreten Forderungen umfassen günstigere Energie, ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, Bürokratieabbau und eine gesicherte Rohstoffversorgung. Ein Krisengipfel im September blieb ohne konkrete Ergebnisse, die Bundesregierung kündigte lediglich die rückwirkende Umsetzung geeigneter Maßnahmen an.

Die Situation wird durch die Entwicklung auf dem LNG-Markt weiter verschärft. Deutschland muss mit Asien um Flüssiggaslieferungen konkurrieren, wobei die Preise für den Sommer bereits höher liegen als für den folgenden Winter – ein ungewöhnliches Signal, das auf anhaltend hohe Energiekosten hindeutet. Arne Lohmann Rasmussen, Chefanalyst bei Global Risk Management in Kopenhagen, warnt vor einer Wiederholung des Szenarios von 2022, als die EU Gas zu jedem Preis kaufen musste.

Experten warnen, dass ohne schnelle politische Gegenmaßnahmen weitere Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern könnten. Dies hätte dramatische Folgen für Wohlstand und Beschäftigung in Deutschland. Der Vorsitzende des oberfränkischen Automobilnetzwerks betont, dass viele Unternehmen bereits “die Koffer gepackt” haben und sich intensiv mit der Verlagerung von Produktionsprozessen beschäftigen.

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