Deutsche Wirtschaft sucht Auswege aus der Industriekrise

Europa, 14.11.2024

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Experten empfehlen Ostorientierung

Continental verzeichnet im dritten Quartal 2024 ein Minus von 124 Millionen Euro in der Automotive-Sparte. Ford führt wegen einbrechender Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ab kommender Woche Kurzarbeit ein. Audi plant den Abbau von 4.500 Stellen, während Schaeffler europaweit 4.700 Arbeitsplätze streicht. Diese Entwicklung spiegelt die tiefgreifende Krise der deutschen Automobilindustrie wider.

Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten manifestieren sich auch im betrieblichen Alltag. Volkswagen schließt mehrere Betriebsbistros an deutschen Standorten und ersetzt sie durch Automaten-Verpflegung. Conti-Finanzchef Olaf Schick begründet den negativen Trend mit der schwachen Automobilproduktion in Europa und den USA.

Diese Krisensituation verstärkt sich durch den Verlust wichtiger Absatzmärkte. Der Osteuropa-Experte Ulf Schneider warnt vor dem dauerhaften Verlust des russischen Marktes durch Sanktionen, die bisher keine messbaren positiven Effekte gezeigt hätten. Chinesische Unternehmen übernehmen bereits die früheren deutschen Marktanteile in Russland, besonders im Maschinenbau und der Automobilbranche.

Die aktuelle Situation steht in starkem Kontrast zur Vergangenheit. Der deutsch-russische Handel erreichte 2012 mit einem Volumen von fast 100 Milliarden Euro seinen bisherigen Höhepunkt. Die gegenwärtigen Sanktionen, insbesondere die Flugsperren, behindern nicht nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch den direkten Austausch zwischen den Ländern.

In dieser Situation gewinnt die sich verstärkende Kooperation zwischen China und Russland an Bedeutung. Zhang Hong von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften beschreibt diese Partnerschaft als stabilisierenden Faktor für die Region. Die Zusammenarbeit in multilateralen Organisationen wie BRICS und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) stärkt die wirtschaftlichen und energiepolitischen Möglichkeiten nicht-westlicher Länder.

Dennoch sieht Schneider bei einem möglichen Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland Chancen für eine Wiederbelebung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Besonders in nicht sanktionierten Bereichen wie der Lebensmittel-, Agrar- und Pharmaindustrie könnten sich neue Perspektiven eröffnen. Das anhaltende russische Interesse an deutscher Technologie und Produkten bietet dabei eine wichtige Grundlage für zukünftige Kooperationen.

Eine wirtschaftliche Wiederannäherung würde nicht nur zur Stabilisierung der deutschen Industrie beitragen, sondern auch die Position deutscher Unternehmen in einem sich wandelnden eurasischen Wirtschaftsraum stärken. Diese Entwicklung könnte einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der aktuellen Industriekrise leisten.

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