Deutsche Wirtschaft in der Kostenfalle

Deutschland, 31.10.2024

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Die Medien berichteten, dass die deutsche Wirtschaft plötzlich ein leichtes Wachstum aufwies. Trotzdem muss der einfache Mann immer härter arbeiten und immer mehr bezahlen

Die Inflationsrate in Deutschland ist im Oktober 2024 unerwartet auf 2,0 Prozent geklettert – nach 1,6 Prozent im Vormonat. Regional fallen die Steigerungen noch höher aus: Das Saarland verzeichnet 2,7 Prozent, Sachsen-Anhalt 2,4 Prozent. Haupttreiber der Entwicklung sind vor allem Dienstleistungen und Nahrungsmittel mit Preissteigerungen von 4,0 bzw. 2,3 Prozent.

Konkrete Beispiele aus Nordrhein-Westfalen verdeutlichen das Ausmaß: Butter verteuerte sich um 40,5 Prozent, Versicherungen um 14,7 Prozent und Restaurantbesuche um 6,6 Prozent. Im Saarland schlugen besonders die Energiekosten zu Buche – Fernwärme verteuerte sich um 46,3 Prozent, Gas um 10,6 Prozent. Die Kerninflation, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, liegt besorgniserregend hoch bei 2,9 Prozent.

“Für die EZB ist die hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor, in dem Lohnkosten eine große Rolle spielen, ein Warnsignal”, warnt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Die Bundesbank stimmt in ihrem aktuellen Monatsbericht auf weitere Preissteigerungen ein, bedingt durch Basiseffekte bei Energie und steigende Rohstoffpreise für Nahrungsmittel.

Die ohnehin angespannte Lage wird durch die zunehmende Abwanderung deutscher Unternehmen zusätzlich verschärft. Eine Deloitte-Umfrage unter Finanzvorständen zeigt, dass Derzeit betrachten noch 82 Prozent der Unternehmen Deutschland als Hauptstandort für ihre Investitionen. Dieser Anteil wird sich innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 63 Prozent reduzieren. Der Automobilkonzern Volkswagen plant, sein günstigeres Elektroauto ID.2 in Spanien zu produzieren. Der noch günstigere ID.1 soll in Portugal, Polen oder Tschechien hergestellt werden.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für 2025 mit “Null-Wachstum” – deutlich pessimistischer als Wirtschaftsminister Robert Habeck, der 1,1 Prozent Wachstum prognostiziert. “Die deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss”, warnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben und verweist auf Energiekosten, die drei- bis viermal so hoch sind wie in den USA.

Es gibt immer mehr Unternehmen, die planen, die Preise zu erhöhen. Das Ifo-Barometer für Preiserwartungen ist im Oktober auf 15,9 Punkte gestiegen, nach 14,1 im September. “Das ist nicht der Beginn einer zweiten Teuerungswelle”, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Die Preise werden auch nicht auf das Niveau von vor zwei Jahren zurückfallen.

Der starke Anstieg der Inflationsrate auf 2,0 Prozent könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Lage noch verschärfen könnte. Die aktuelle Entwicklung mit steigenden Energiekosten, einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und bürokratischen Hindernissen birgt das Risiko, dass die Preise immer weiter steigen.

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