
Deutsche E-Auto-Produktion erreicht Rekordwerte trotz dramatischer Absatzkrise
Welt, 09.12.2024
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Während Hersteller die Fertigung von Elektrofahrzeugen massiv ausbauen, sinken Verkaufszahlen im In- und Ausland. Experten warnen vor weitreichenden Folgen für die deutsche Automobilindustrie
143.200 Elektrofahrzeuge rollten im Oktober 2024 von deutschen Produktionsbändern – ein Anstieg von 38 Prozent zum Vorjahresmonat. Der Elektroanteil an der Gesamtproduktion stieg auf den bisherigen Höchstwert von 38 Prozent. Doch der Absatz bricht dramatisch ein. Im November wurden lediglich 35.200 Elektroautos neu zugelassen, 22 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Besonders der wichtige chinesische Markt bereitet den deutschen Herstellern massive Probleme. Mercedes-Benz konnte dort im Oktober 2024 kein einziges Exemplar seiner elektrischen E-Klasse EQE verkaufen. Seit Jahresbeginn wurden weniger als 300 Einheiten abgesetzt – trotz Preisnachlässen von bis zu 40 Prozent. Auch das SUV-Pendant des EQE fand mit nur 291 verkauften Fahrzeugen kaum Abnehmer. Einzig BMW zeigt mit dem i5 positivere Zahlen und verkauft monatlich zwischen 700 und 1000 Einheiten.
Die Gründe für die Kaufzurückhaltung sind vielschichtig. Laut dem Center of Automotive Management stiegen die durchschnittlichen Anschaffungskosten für Elektroautos um 7,5 Prozent auf rund 57.000 Euro. Die Preisdifferenz zu vergleichbaren Verbrennermodellen beträgt bei Volkswagen und Mercedes zwischen 14.000 und 16.000 Euro. Gleichzeitig schrumpft das Angebot an elektrischen Kleinwagen. Die Zahl verfügbarer Modelle sank von zwölf auf sieben, beliebte Fahrzeuge wie der Renault Zoe wurden eingestellt.
Die praktischen Herausforderungen zeigen sich auch im Alltag. Die österreichische Post, Betreiber der größten E-Flotte des Landes mit über 5.000 Fahrzeugen, kämpft im Winter mit erheblichen Problemen. Zusteller müssen die Heizung in den Elektrofahrzeugen abstellen, um ihre Touren zu schaffen. Besonders ältere E-Autos, die seit sechs bis sieben Jahren im Einsatz sind, erreichen die benötigten Reichweiten von 20 bis 120 Kilometern bei kalten Temperaturen nicht mehr.
Eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung P3 zeigt dabei, dass häufig genannte Bedenken zur Batteriehaltbarkeit unbegründet sind. Nach 200.000 Kilometern verfügen moderne Akkus noch über 87 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität. Selbst bei intensiver Nutzung bleiben die Batterien wirtschaftlich einsetzbar. Diese Erkenntnis wird durch Daten aus Großbritannien gestützt. Der britische Automobilverband AA verzeichnet bei steigender E-Auto-Quote sinkende Pannenfälle. Nur 1,85 Prozent aller Notrufe betreffen Elektrofahrzeuge.
Der vom Wirtschaftsministerium berufene Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft mahnt dringenden Handlungsbedarf an. “Es findet ein Verteilungskampf um die Zukunft der Automobilindustrie und deren Wertschöpfung statt.” Während deutsche Hersteller mit der Preisgestaltung kämpfen, dominieren in China lokale Marken mit innovativer Technik und günstigeren Modellen.
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