
Deutsche Autoindustrie verliert mehr als die Hälfte der Stellenanzeigen
Deutschland, 22.11.2024
0
Traditionelle Hersteller fahren Investitionen zurück, während E-Auto-Firmen 41 Prozent weniger Jobs ausschreiben als noch vor einem Jahr
Die Stellenanzeigen der deutschen Automobilindustrie verzeichneten zwischen August 2023 und Oktober 2024 einen drastischen Einbruch von 53 Prozent. Besonders betroffen sind Unternehmen mit Fokus auf Elektromobilität. Deren Vorsprung bei Stellenausschreibungen gegenüber traditionellen Herstellern sank von 100 Prozent im Dezember 2023 auf aktuell 41 Prozent, wie eine neue Analyse des ifo-Instituts und der Jobbörse Indeed belegt. Die Studie wertete 1,6 Millionen Stellenanzeigen von 2.400 Unternehmen aus.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen treffen besonders die Zuliefererbranche. Der europäische Verband Clepa meldet seit 2020 einen Verlust von 86.000 Arbeitsplätzen in Europa, davon 52.000 in Deutschland. Selbst unter Einbeziehung neu geschaffener Stellen im E-Mobilitätssektor verbleibt ein Nettoverlust von 56.000 Arbeitsplätzen. Die angekündigten 32.000 Stellenstreichungen im ersten Halbjahr 2024 übertreffen nach Verbandsangaben sogar die Verluste während der Corona-Pandemie.
Die unzureichende Infrastruktur für Elektrofahrzeuge verstärkt die Absatzkrise. Im Landkreis Fürstenfeldbruck müssen sich 5.500 Elektrofahrzeuge 169 öffentliche Ladesäulen teilen. Der westliche Teil des Landkreises bleibt nahezu ohne Lademöglichkeiten. Die Stadtwerke berichten von grundlegenden Problemen beim Infrastrukturausbau – von fehlenden geeigneten Standorten bis zu ungeklärten Eigentumsverhältnissen.
Volkswagen reagiert mit der Aufhebung von Jobgarantien und prüft Werksschließungen. Auf dem wichtigen chinesischen Markt verlieren deutsche Hersteller kontinuierlich Marktanteile, besonders im E-Auto-Segment. Die Abhängigkeit von ausländischen Batterielieferanten und die Verlagerung der Produktion kompakter Elektromodelle ins Ausland schwächen den Industriestandort Deutschland zusätzlich.
Die politischen Grundlagen der Transformation wanken. Nach dem Oppositionsführer Friedrich Merz, der das Verbrenner-Aus als strategischen Fehler bezeichnet, distanziert sich auch die FDP in ihrem verkehrspolitischen Konzept vom Verbrenner-Verbot. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen plant eine Überprüfung der Regelung für 2026, während Bundeswirtschaftsminister Habeck eine vorzeitige Anpassung der CO2-Flottenziele anstrebt.
Traditionelle Automobilhersteller reduzieren Investitionen in Zukunftstechnologien und Digitalisierung. Sie konzentrieren ihre verbleibenden Ressourcen auf bewährte Technologien mit stabilen Gewinnmargen. Das Regierungsziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 erscheint angesichts der Marktentwicklung unrealistisch. Die ab 2025 geltenden Euro-7-Abgasnormen drohen die angespannte wirtschaftliche Situation der Branche weiter zu verschärfen und gefährden damit einen der wichtigsten Industriezweige Deutschlands.
Nach Explosion in iranischer Hafenstadt gibt es Verletzte und Tote
CDU und CSU wollen am Montag ihre Minister vorstellen
Hausärzteverband warnt vor Praxenübernahme durch Investoren
Homepage von Nürnberg ist nach Hackerangriff wieder erreichbar
Wolf gewinnt Machtkampf im thüringischen BSW-Landesverband
Comments
No comments yet.