Biogasanlagen und Agrarflächen schwinden dramatisch

Deutschland, 30.10.2024

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Doppelte Belastung für den ländlichen Raum

Die deutsche Landwirtschaft verliert zunehmend an Substanz: Während die intensiv bewirtschaftete Agrarfläche laut Statistischem Bundesamt zwischen 2018 und 2021 um 58.000 Hektar zurückging, droht nun auch einem Drittel der 9.000 Biogasanlagen die Stilllegung. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch die ländliche Infrastruktur.

Besonders alarmierend ist die Situation bei den Biogasanlagen. In Bayern allein benötigen 2024 und 2025 etwa 400 bis 500 Anlagen einen neuen Zuschlag bei den Ausschreibungen. Doch die Ampelregierung zeigt sich zögerlich: Die Oktober-Ausschreibung brachte weder eine Erhöhung des Ausschreibungsvolumens noch des Flexibilisierungszuschlags, obwohl Branchenvertreter und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger eine deutliche Anhebung gefordert hatten.

Die Folgen dieser Politik treffen vor allem die kommunale Energieversorgung. Die Eschenharter Biogas GbR in Niederbayern beispielsweise versorgt 35 Wohnhäuser mit Nahwärme. “Eine Stilllegung würde die Hausbesitzer zu teuren Umrüstungen auf alternative Wärmequellen zwingen”, warnt Josef Götz vom Fachverband Biogas. Viele Kommunen klammern Biogasanlagen aufgrund der politischen Unsicherheiten bereits aus ihrer Wärmeplanung aus.

Das Bundeswirtschaftsministerium rechtfertigt seine Zurückhaltung mit den hohen Kosten der Bioenergie im Vergleich zu Wind und Photovoltaik. Doch diese Argumentation greift zu kurz, wie Ely Eibisch vom bayerischen Bauernverband betont: “Biogas ermöglicht als einzige erneuerbare Energie die saisonale Speicherung vom Sommer in den Winter.” Zudem fördern Biogasanlagen die Biodiversität. Der niederbayerische Landwirt Martin Forstner baut auf 65 Hektar die ökologisch wertvolle Durchwachsene Silphie an und fordert dafür einen Zuschlag von 3 bis 4 Cent pro Kilowattstunde.

Die politische Lage verschärft die Situation zusätzlich. Während Dr. Stefan Rauh vom Fachverband Biogas auf Nachbesserungen bei der März-Ausschreibung 2025 hofft, droht die Haushaltskrise Fortschritte zu blockieren. Gleichzeitig steht das Landwirtschaftsministerium vor einem möglichen Führungswechsel: Minister Özdemirs Baden-Württemberg-Kandidatur lässt die Opposition einen “Teilzeit-Minister” in Zeiten wachsender Herausforderungen befürchten.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstreichen die Dringlichkeit der Lage: Dem Rückgang der intensiv bewirtschafteten Flächen steht nur eine minimale Zunahme von 1.800 Hektar an ökologisch wertvollen extensiven Grünflächen gegenüber. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die landwirtschaftliche Produktion, sondern auch die ländliche Entwicklung insgesamt.

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