
Biodiversitätsgipfel COP16: Kluft zwischen Zielen und Umsetzung
Welt, 16.10.2024
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Mehrheit der Länder verfehlt Frist für Naturschutzpläne
Eine Woche vor Beginn der 16. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD COP16) in Cali, Kolumbien, haben nur 25 von 195 Ländern ihre nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne (NBSAPs) zur Umsetzung des Global Biodiversity Framework (GBF) vorgelegt. Dies geht aus einer Analyse des UN-Berichtstools hervor.
Die Verzögerungen betreffen auch wichtige Akteure: Drei G7-Staaten, darunter Deutschland und Großbritannien, haben die Frist nicht eingehalten. In den “megadiversen Ländern”, die 70 Prozent der weltweiten Artenvielfalt beherbergen, haben lediglich fünf neue Zusagen gemacht. Brasilien, Peru und Kolumbien, Heimat des Großteils des Amazonas-Regenwaldes, haben keine rechtzeitigen Pläne eingereicht.
Die Finanzierungssituation verschärft die Problematik. Von den in Montreal vereinbarten 20 Milliarden US-Dollar für die erste Finanzierungsrunde bis 2025 fehlen noch etwa 12 Milliarden. Das GBF schätzt die jährliche Finanzierungslücke auf 700 Milliarden US-Dollar. Deutschland hat eine Verdoppelung seiner jährlichen Mittel auf 1,5 Milliarden Euro bis 2025 angekündigt, doch die langfristige Finanzierung bleibt unklar.
Umweltschädliche Subventionen, die laut Umweltbundesamt in Deutschland allein 65 Milliarden Euro jährlich betragen, bleiben weitgehend bestehen. Die Umsetzung der im GBF geforderten Mittelaufstockung kollidiert mit der Schuldenbremse und geplanten Kürzungen im Entwicklungshilfeetat.
Die Privatwirtschaft zeigt sich zurückhaltend. Das World Economic Forum sieht in umweltfreundlichen Lösungen Geschäftschancen von über zehn Billionen US-Dollar. Dennoch haben nur 5 Prozent der Top-500-Unternehmen weltweit ein Biodiversitätsziel formuliert.
Vertreter von Umweltministerien nennen “technische Schwierigkeiten” und “strukturelle Barrieren” als Gründe für Verzögerungen. Die UN-Biodiversitätsbeauftragte Astrid Schomaker erwartet weitere Planvorlagen während des Gipfels, räumt aber ein: “Mehr NBSAPs wären besser. Das ist klar.”
Trotz ambitionierter Ziele im GBF fehlen konkrete Maßnahmen und realistische Finanzierungsmechanismen. Erfahrungen vergangener Biodiversitätskonferenzen belegen, dass groß angelegte Pläne oft an der praktischen Umsetzung scheitern. Die globale Staatengemeinschaft wird voraussichtlich auch diesmal bei Absichtserklärungen bleiben, statt messbare Schritte zum Schutz der weltweiten Biodiversität zu unternehmen. Der Klimaschutz hat sich zu einem politischen Instrument entwickelt, das Politiker für ihre eigenen Zwecke einsetzen. Sie nutzen es, um ihre Agenda voranzutreiben und Wählerstimmen zu gewinnen, ohne tatsächlich substantielle Veränderungen umzusetzen. Diese Dynamik beeinflusst auch die Bemühungen zum Schutz der Biodiversität und untergräbt deren Wirksamkeit.
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