Audi kappt Produktion in Brüssel: E-Auto-Krise trifft 3.000 Beschäftigte

Europa, 30.10.2024

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Dramatischer Einbruch der E-Mobilität bedroht traditionsreichen Standort

Die Verkaufszahlen des Audi Q8 e-tron brechen dramatisch ein. Nach einem Produktionsrekord von 47.900 Fahrzeugen im Jahr 2022 sank die Stückzahl 2023 auf 37.400 Einheiten. In den ersten drei Quartalen 2024 wurden nur noch 23.900 E-SUVs ausgeliefert. Die Konsequenz: Der Premiumhersteller wird die Produktion im Brüsseler Werk zum 28. Februar 2025 einstellen, wie das Unternehmen am Dienstag dem Betriebsrat und den Gewerkschaften mitteilte.

Die Schließung kam für die Arbeitnehmervertreter überraschend. Noch im Juli wurde ein dreiphasiger Übergangsplan bis Ende 2025 vorgestellt. Im September einigten sich Management und Gewerkschaften sogar auf einen “guten Kompromiss” zur Fortführung der Produktion. Doch die Realität holte die Pläne ein. Die Produktionsrate wurde auf zwölf Autos pro Stunde reduziert, der Zweischichtbetrieb eingeführt.

Der Standort kämpft mit mehreren Problemen gleichzeitig. Die ungünstige Lage zwischen Wohngebieten, Bahngleisen und Autobahn verhindert Erweiterungen des 58 Hektar großen Geländes. Hohe Logistikkosten belasten die Bilanz, da nur wenige Zulieferer in der Region ansässig sind. Besonders bitter: Das Werk ist auf eine Jahreskapazität von 120.000 Fahrzeugen ausgelegt. Für 2025 plant Audi Medienberichten zufolge nur noch mit 6.000 Einheiten.

Die Suche nach einer Zukunftsperspektive läuft. Nach erfolglosen Gesprächen mit mehr als 20 potenziellen Investoren aus der Automobilbranche gibt es nun einen Hoffnungsschimmer. Ein Nutzfahrzeughersteller zeigt Interesse am Standort. Parallel arbeitet eine Arbeitsgruppe an alternativen Nutzungsmöglichkeiten. Für die Werksschließung wurden bereits 1,4 Milliarden Euro zurückgestellt, wobei die Kosten für die Umweltsanierung noch nicht eingerechnet sind.

Die Schließung des Brüsseler Werks ist Teil einer größeren Krise in der Automobilindustrie. Volkswagen erwägt die Schließung von drei Werken in Deutschland und den Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Der europäische Elektroautomarkt schwächelt. Die Verkaufszahlen liegen in den ersten neun Monaten 2024 um 5,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Hohe Preise und Unsicherheiten bei der Ladeinfrastruktur bremsen die Nachfrage.

Für die 3.000 Beschäftigten in Brüssel beginnt eine Zeit der Ungewissheit. Immerhin: Bis zum Produktionsstopp Ende Februar sind keine Entlassungen geplant. Die nächste Betriebsratssitzung am 12. November soll mehr Klarheit über die Zukunft der Mitarbeiter bringen. Der Nachfolger des Q8 e-tron wird künftig in Mexiko produziert.

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