Deutschlands Atomausstieg: Ein politischer Irrweg ohne Rückkehr

Europa, 20.01.2025

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Kernkraft erreicht global neue Höhen

Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert für Ende dieses Jahres ein Rekordniveau an Atomstrom. Global befinden sich mehr als 70 Gigawatt neue Kernenergiekapazität im Bau – einer der höchsten Werte der letzten 30 Jahre. Fast zwei Jahre nach dem finalen deutschen Atomausstieg zeigt sich: Deutschland gerät international ins Hintertreffen.

Die technische Rückkehr zur Kernkraft erscheint nahezu unmöglich. Der EnBW-Konzern stellt klar: “Der Rückbaustatus unserer fünf Kernkraftwerke ist praktisch gesehen irreversibel.” In Gundremmingen zeigt sich die Realität des Rückbaus deutlich. RWE muss dort 1,8 Millionen Tonnen Material entsorgen, darunter hochradioaktive Komponenten. Viele der 750 Beschäftigten wurden bereits umgeschult oder sind in Rente gegangen.

Die politische Debatte im aktuellen Bundestagswahlkampf offenbart tiefe Gräben. Bundeskanzler Scholz verteidigte vergangene Woche vor dem Untersuchungsausschuss den Ausstieg als alternativlos, obwohl er selbst 2022 mit einem Machtwort den Streckbetrieb durchsetzen musste. Die FDP verspricht in ihrem Wahlprogramm Fusionsreaktoren, doch laut einer Studie des Bundestags ist damit frühestens in der zweiten Jahrhunderthälfte zu rechnen. Die Union fordert eine Prüfung der Kernkraft-Rückkehr, ignoriert dabei aber die technischen Realitäten.

Der internationale Vergleich verdeutlicht Deutschlands Isolation. Italien plant nach 40 Jahren den Wiedereinstieg und will bis Ende dieses Monats ein entsprechendes Rahmengesetz verabschieden. China treibt den Ausbau massiv voran und wird bis 2030 die Kapazitäten der EU und USA überholen. Selbst Japan, das nach Fukushima alle Meiler abschaltete, gewinnt inzwischen wieder zehn Prozent seines Stroms aus Kernkraft.

Die vielgepriesenen Small Modular Reactors (SMRs) erweisen sich als Luftschloss. Das erste US-Pilotprojekt von NuScale scheiterte Ende letzten Jahres an explodierten Kosten. Die veranschlagten 9,3 Milliarden Dollar hätten zu Strompreisen geführt, die dreimal höher lagen als bei Solar- oder Windenergie. Auch andere SMR-Unternehmen gingen bereits bankrott.

Die Endlagerfrage bleibt ungelöst. Nach dem Scheitern in Gorleben, das zwei Milliarden Euro verschlang, könnte sich die Standortsuche bis 2074 hinziehen. Das Umweltministerium widerspricht zwar, rechnet aber selbst erst Mitte der 2050er Jahre mit einem Ergebnis.

Deutschland musste 2024 verstärkt auf Stromimporte setzen. 28 Terawattstunden wurden importiert, etwa sechs Prozent des Bedarfs. Ironischerweise stammt ein Großteil aus französischen Atomkraftwerken. Die deutschen Energiekonzerne haben sich längst neu ausgerichtet. RWE investiert Milliarden in erneuerbare Energien, E.on konzentriert sich auf Netze und Vertrieb. Eine Renaissance der deutschen Atomkraft scheint ausgeschlossen

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