Europäische Offshore-Windprojekte scheitern an Kostenexplosion

Europa, 10.01.2025

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Energiewende in der Nordsee entwickelt sich zum Milliardengrab

Die Kosten für die geplante belgische Energieinsel “Princess Elisabeth” haben sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdreifacht. Statt der ursprünglich kalkulierten 2,2 Milliarden Euro soll das Prestigeprojekt nun über 7 Milliarden Euro verschlingen. Der belgische Netzbetreiber Elia Transmission Belgium reagierte Ende 2024 mit einem überraschenden Investitionsstopp, obwohl bereits 23 riesige Betonfundamente in Produktion sind und die Europäische Investitionsbank das Projekt mit 650 Millionen Euro unterstützt.

Die technischen Herausforderungen übersteigen zunehmend die Möglichkeiten der europäischen Industrie. Während die EU bis 2050 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Gigawatt plant, fehlt es an entscheidenden Ressourcen. Es mangelt an Spezial- und Serviceschiffen, an Monteuren und sogar an Konvertern für die Stromübertragung. Die wenigen verfügbaren Kapazitäten treiben die Preise weiter in die Höhe. Das Ziel Deutschlands, die Offshore-Kapazität von derzeit 8,6 auf 30 Gigawatt bis 2030 zu steigern, würde eine Versechsfachung der jährlichen Ausbaugeschwindigkeit erfordern.

Der politische Wind hat sich gedreht. In Belgien zögert der designierte Ministerpräsident Bart De Wever mit seiner flämisch-nationalen Partei N-VA, weitere Milliarden in Offshore-Projekte zu stecken. Die niederländischen Nationalisten unter Geert Wilders lehnen Windkraft grundsätzlich ab.

Die Misserfolge häufen sich europaweit. Im Dezember 2024 fand sich in Dänemark, dem Mutterland der Offshore-Windkraft, kein einziger Bieter für drei große Windparks. Schweden verwarf aus Sicherheitsbedenken den Bau von 13 Offshore-Anlagen in der Ostsee. Die Niederlande strichen ihre ambitionierten Ausbauziele für Windkraft auf See.

Chinesische Hersteller bieten bereits Turbinen mit einer Leistung von 19 Megawatt an – deutlich mehr als die 15-Megawatt-Anlagen europäischer Produzenten wie Siemens Gamesa. Der Hamburger Finanzdienstleister Luxcara hat einen Vorvertrag mit dem chinesischen Hersteller Mingyang für seinen Nordsee-Windpark Waterkant unterschrieben.

Die Entwicklung erinnert an den Niedergang der deutschen Solarindustrie, als staatlich subventionierte chinesische Unternehmen europäische Pioniere wie Solarworld vom Markt verdrängten. Die EU-Kommission hält dennoch an ihrem 800-Milliarden-Euro-Plan für Offshore-Windkraft fest. Energiekonzerne wie Uniper verschieben ihre Windkraft-Pläne dagegen bereits “in die frühen Dreißigerjahre”.

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