Unbezahlte Löhne zwingen Windhorst-Werften in die Insolvenz

Deutschland, 24.12.2024

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Minister Habeck verteilt Hoffnungen statt konkreter Hilfen – 500 Arbeitsplätze in Gefahr

Unbezahlte Gehälter für 500 Werftarbeiter und nicht abgeführte Sozialversicherungsbeiträge führten am 12. Dezember zur vorläufigen Insolvenzverwaltung der Werften FSG Flensburg und Nobiskrug Rendsburg. Die Krankenkasse eines der betroffenen Mitarbeiter stellte den Insolvenzantrag gegen die vier Gesellschaften der Windhorst-Gruppe.

Den vorläufigen Insolvenzverwaltern Christoph Morgen und Hendrik Gittermann bleiben wegen der Weihnachtspause nur etwa vier Wochen Zeit, neue Eigentümer zu finden. Das Insolvenzgeld deckt die Gehälter der Mitarbeiter bis Ende Januar. Ein Kredit der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein sichert vorerst die Betriebskosten.

Die wirtschaftliche Situation der Werften hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Die Unternehmen legten seit zwei Jahren keine Jahresabschlüsse mehr vor, bei FSG türmten sich Hunderte Mahnbriefe auf. Die Werft büßte sogar ihre TÜV-Zulassung ein. Als einziger aktueller Auftrag liegt eine zu einem Drittel fertiggestellte Fähre für die australische Reederei SeaRoad in der Werft.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wiederholte bei seinem Besuch in Flensburg am Tag vor Heiligabend altbekannte Versprechungen. Wie schon vor zwei Jahren, als er einen nie realisierten Förderbescheid für LNG-Tankschiffe übergab, skizzierte der Minister vage Zukunftsszenarien. Die Marine benötige Schiffe, die Windkraftbranche suche Spezialschiffe. Doch konkrete Aufträge oder verbindliche Zusagen blieb der Grünen-Politiker, der in Flensburg seinen Wahlkreis hat, schuldig.

Der bisherige Eigentümer Windhorst und sein Investmentfonds Tennor führten die Werften in die Krise. Vor zwei Jahren scheiterte der geplante Bau von drei LNG-Tankschiffen mangels Co-Finanzierung durch Tennor. Die von Habeck damals überreichten Fördermittel verpufften wirkungslos. Auch die angestrebten Synergieeffekte durch die Zusammenführung von FSG und Nobiskrug blieben aus.

Die Insolvenzverwalter berichten zwar von mehreren interessierten Investoren aus dem In- und Ausland. Diese knüpfen mögliche Investments jedoch an harte Bedingungen. Besonders wichtig sind ihnen Zusagen für künftige Aufträge aus der Marine und der Offshore-Windindustrie – genau jene Zusagen, die Habeck nicht geben kann.

Deutschland verlor unter der Verantwortung wechselnder Bundesregierungen seine führende Position bei der Fertigung von Offshore-Anlagen, nachdem der Bund den Ausbau der Offshore-Windkraft im vergangenen Jahrzehnt stoppte. Die aktuelle Bundesregierung hat bisher keine wirksame Strategie entwickelt, diese Fehlentscheidung zu korrigieren. Die technische Kompetenz der deutschen Werften im Spezialschiffbau reicht allein nicht mehr aus. Der Vorsprung asiatischer Konkurrenten wächst auch bei komplexen Projekten. Deutsche Standorte haben den Anschluss bei wichtigen Entwicklungen verpasst. Fehlende Aufträge, mangelnde Investitionen und eine unklare Industriepolitik beschleunigen den Niedergang. Der traditionsreiche Schiffbau an der schleswig-holsteinischen Küste steht vor dem Ende. Die verbliebenen 500 Arbeitsplätze bei FSG und Nobiskrug dürften trotz aller politischen Versprechen kaum zu retten sein. Die Geschichte gescheiterter Rettungsversuche deutscher Werften wird sich wohl auch in Flensburg und Rendsburg wiederholen.

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