Die Solarkrise verschärft sich: Deutsche Produktion vor dem Aus

Deutschland, 17.12.2024

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Preisdruck aus China und sinkende Nachfrage zwingen Unternehmen in die Knie – Branchenaktien brechen ein, während Betrugsfälle das Vertrauen erschüttern

Mit der Glasmanufaktur Brandenburg steht der letzte deutsche Solarglashersteller vor dem Aus, während Solarwatt 500 Mitarbeiter entlässt und die Produktion nach Asien verlagert. Die Insolvenz des Speicher- und Wechselrichterherstellers Solarmax markiert dabei nur den jüngsten Tiefpunkt einer sich zuspitzenden Branchenkrise. Durch den extremen Preisverfall am Markt sah sich das Unternehmen gezwungen, Waren unter Einkaufspreis anzubieten.

Besonders dramatisch zeigt sich die Situation bei Meyer Burger. Das Unternehmen, einst Vorzeigebetrieb der deutschen Solarindustrie, benötigt inzwischen die Hilfe der Restrukturierungsberatung Alvarez & Marsal, um seine finanzielle Lage zu stabilisieren. Der Fall wiegt schwer, da Meyer Burger als technologischer Pionier galt und noch vor wenigen Jahren als Hoffnungsträger der Branche gehandelt wurde.

Die Krise spiegelt sich auch an den Finanzmärkten wider. Die Solar A/s Aktie verzeichnet einen dramatischen Wertverlust von 35 Prozent im Jahresvergleich und liegt fast 61 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch. Diese Entwicklung verdeutlicht das schwindende Vertrauen der Investoren in die Zukunftsfähigkeit europäischer Solarunternehmen.

Das Vertrauen in die Branche wird zusätzlich durch Betrugsfälle erschüttert. Ein aktueller Fall in der Schweiz, bei dem Investoren um fast 29 Millionen Franken betrogen wurden, zeigt die Schattenseiten des ehemaligen Booms. Der als “Solar-Messias” bekannte Betrüger wurde zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Die verbliebenen heimischen Produzenten leiden unter mehrfachem Druck. Einerseits erhalten Konkurrenten in China und den USA massive staatliche Unterstützung, andererseits führt eine weltweite Überproduktion zu einem ruinösen Preiskampf. Chinesische Produkte, mittlerweile qualitativ hochwertig, unterbieten deutsche Angebote um bis zu 50 Prozent.

Paradox erscheint dabei der weiterhin steigende Photovoltaik-Ausbau. Allein in Rheinland-Pfalz wuchs die Solarleistung 2024 um 729 Megawatt, weit über dem Landesziel von 500 Megawatt. Die Gesamtleistung aller erneuerbaren Energien erreichte dort 9.480 Megawatt, wobei Photovoltaik mit 4.857 Megawatt mehr als die Hälfte ausmacht. Dieser Ausbau stützt sich jedoch fast ausschließlich auf importierte Komponenten.

Der Bundesverband Solarwirtschaft bemüht sich um Optimismus. Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig betont, dass eine Mehrheit der Unternehmen ihre Geschäftslage als solide einschätze. Die Realität zeigt jedoch einen beschleunigten Strukturwandel, der die deutsche Solarproduktion in ihrer Existenz bedroht und das ursprüngliche Ziel einer starken heimischen Solarindustrie in weite Ferne rückt.

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