Kernenergie in Europa: Divergierende Strategien

Europa, 16.10.2024

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Frankreich und Niederlande verstärken nukleare Kooperation

Frankreich und die Niederlande haben eine Absichtserklärung zur intensiveren Zusammenarbeit im Bereich der Kernenergie unterzeichnet. Die französische Umwelt- und Energieministerin Agnès Pannier-Runacher erklärte: “Wir teilen die Überzeugung, dass diese Energie unerlässlich ist, um die Unabhängigkeit unserer Energieversorgung zu stärken und unsere CO2-Emissionen zu verringern.”

Die Vereinbarung umfasst Kooperationen in Forschung und Entwicklung, Ausbildung von Fachkräften, Umgang mit Atommüll, Rückbau abgeschalteter Anlagen und Brennstoffversorgung. Frankreich betreibt 56 Reaktoren und setzt stark auf Kernenergie. Die Niederlande planen vier neue Reaktoren und eine Laufzeitverlängerung des Kraftwerks in Borssele.

Gleichzeitig hat Deutschland 2022 seine letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Eine Studie von Jan Emblemsvåg, veröffentlicht im “International Journal of Sustainable Energy”, analysiert die ökonomischen Implikationen dieser Entscheidung. Laut der Studie hätte Deutschland bei Beibehaltung der Kernenergie seit 2002 etwa 600 Milliarden Euro einsparen können. Die Kernkraftwerke hätten eine ähnliche Menge CO2-freien Stroms wie die ausgebauten erneuerbaren Energien produziert.

Die Berechnungen zeigen, dass Investitionen in neue Kernkraftwerke statt in erneuerbare Energien zu einer kohlenstofffreien Stromversorgung bei geringeren Kosten hätten führen können. Die Aufwendungen werden auf 364 Milliarden Euro geschätzt, 332 Milliarden weniger als die bisherigen Kosten der Energiewende.

Der Bundesrechnungshof äußerte wiederholt Bedenken zur deutschen Energiepolitik. 2021 wurde eine potenzielle Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland konstatiert. 2023 prognostizierte das Gremium zusätzliche Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe bis 2030.

International zeichnet sich ein Trend zur Kernenergie ab. Bei der Weltklimakonferenz 2023 in Dubai unterzeichneten 22 Staaten, darunter 13 europäische Länder und die USA, eine Deklaration zur Verdreifachung der Kernenergie-Produktion bis 2050. Deutschland gehörte nicht zu den Unterzeichnern.

Während Länder wie Frankreich und die Niederlande auf Kernenergie setzen, verfolgt Deutschland einen Ansatz basierend auf erneuerbaren Energien. Die Entscheidung für den Atomausstieg und die damit verbundenen hohen Kosten der Energiewende haben zu erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen geführt. Die Studie von Emblemsvåg legt nahe, dass alternative Strategien möglicherweise kosteneffizienter gewesen wären. Die sinkenden Umfragewerte für die Regierungsparteien spiegeln eine wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung mit der aktuellen Energiepolitik wider.

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