
Leoni-Verkauf: Alarmzeichen für die deutsche Wirtschaft
Welt, 01.10.2024
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Traditionsunternehmen sucht Rettung in chinesischer Partnerschaft
Der Verkauf des Nürnberger Autozulieferers Leoni an den chinesischen Elektronik-Konzern Luxshare markiert einen Wendepunkt in der deutschen Industriegeschichte. Diese Entwicklung offenbart die schwindende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und wirft Fragen zur Zukunft des Industriestandorts Deutschland auf.
Leoni, einst Inbegriff des erfolgreichen deutschen Mittelstands, sieht sich gezwungen, 50,1 Prozent seiner Anteile für 320 Millionen Euro an Luxshare zu veräußern. Mit einem Jahresumsatz von 5,46 Milliarden Euro und 95.000 Mitarbeitern weltweit galt das Unternehmen lange als Vorzeigebeispiel deutscher Ingenieurskunst. Doch eine Kombination aus Managementfehlern und strukturellen Problemen brachte den Konzern in Schieflage.
Ein ehemaliger Leoni-Manager bringt die Problematik auf den Punkt: “Wachstum um jeden Preis” und eine Kultur, in der “persönliche Karriereziele oft Vorrang vor Unternehmensinteressen hatten”, hätten zur Krise beigetragen. Zudem habe Leoni den technologischen Wandel verschlafen: “Die operativen Prozesse hängen bis heute weit hinterher”, so der Insider.
Die Schwierigkeiten bei Leoni sind symptomatisch für die Herausforderungen, denen sich viele deutsche Industrieunternehmen gegenübersehen. Der intensive globale Wettbewerb, insbesondere aus Asien, setzt die heimische Wirtschaft unter Druck. Hohe Energie- und Lohnkosten sowie die zunehmende Bürokratie in Deutschland und der EU belasten die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich.
Leoni-CEO Klaus Rinnerberger sieht in der Partnerschaft mit Luxshare eine Chance: “Luxshare als starker strategischer Partner wird die Wettbewerbsfähigkeit von Leoni in allen Bereichen deutlich nach vorne bringen – von der Erweiterung des Portfolios über den Marktzugang bis hin zu den technologischen Fähigkeiten und der Produktion.”
Diese Aussage unterstreicht indirekt die Schwierigkeiten deutscher Unternehmen, aus eigener Kraft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Übernahme durch Luxshare soll Leonis Expertise im Bordnetzgeschäft mit den Stärken des chinesischen Partners in den Bereichen Steckverbinder und Elektronik verbinden. Dies ist besonders relevant angesichts der wachsenden Bedeutung von Elektromobilität und der steigenden Nachfrage nach integrierten Lösungen – Bereiche, in denen deutsche Unternehmen Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren.
Parallel zur Anteilsübernahme wird Leonis Geschäftsbereich Automotive Cable Solutions (ACS) vollständig an ein Joint Venture unter Führung von Luxshare verkauft. Diese Transaktion verdeutlicht, wie tief der Einfluss ausländischer Investoren in die Struktur deutscher Traditionsunternehmen reicht.
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