
Milliarden-Versprechen für Start-ups: Durchbruch oder Tropfen auf den heißen Stein?
Deutschland, 18.09.2024
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Deutschlands Gründerszene zwischen Hoffnung und Skepsis
Mit großen Worten und noch größeren Zahlen will die Bundesregierung Deutschlands Start-up-Szene auf Weltniveau hieven. Zwölf Milliarden Euro sollen bis 2030 in die Gründerszene fließen – eine Gemeinschaftsaktion von Staat und Konzernen wie Deutsche Bank, Commerzbank und Allianz. Doch Kritiker fragen: Ist das mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht von einem “wichtigen Aufbruchssignal”. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will den privaten Kapitalmarkt stärken. Und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verspricht gar, “die nächste Rakete zu starten”. Doch hinter der Fassade der Einigkeit lauern ernsthafte Herausforderungen.
Der Wagniskapitalmarkt in Deutschland ist im internationalen Vergleich ein Zwerg. In den USA ist er, gemessen an der Wirtschaftskraft, dreimal so groß. Experten schätzen, dass jährlich 30 Milliarden Euro Wagniskapital nötig wären, um aufzuholen. Die jetzt versprochenen zwölf Milliarden über sechs Jahre erscheinen da fast wie ein Eingeständnis der eigenen Schwäche.
Besonders in der Wachstumsphase klaffen in Deutschland massive Finanzierungslücken. Viele vielversprechende Start-ups wandern ab oder werden von ausländischen Investoren geschluckt. Der Startup-Verband fordert eine Verdreifachung der Venture-Capital-Investitionen bis 2030. Die aktuelle Initiative erreicht nicht einmal die Hälfte dieses Ziels.
Die Gründe für den Rückstand sind vielfältig. Eine “zu große Risikoscheuheit” attestiert Habeck dem deutschen Kapitalmarkt. Viele institutionelle Investoren, wie Versicherungen, halten sich zurück. Regulatorische Hürden erschweren den Kapitalfluss. Und während in den USA Milliarden in waghalsige Tech-Visionen fließen, herrscht in Deutschland oft Zurückhaltung.
Die neue Initiative soll das ändern. Neben den großen Banken sind auch Unternehmen wie die Deutsche Börse, Telekom und Henkel an Bord. Selbst der US-Vermögensverwalter Blackrock macht mit. Doch ob das reicht, um den Brain-Drain zu stoppen und Deutschlands Position im globalen Innovationswettbewerb zu stärken, bleibt fraglich.
Kritiker bemängeln, dass die Bundesregierung zu lange zugeschaut hat, wie andere Länder davonzogen. Die jetzige Initiative sei überfällig und möglicherweise zu zaghaft. Jeder Börsengang eines deutschen Start-ups im Ausland sei ein Wertschöpfungsverlust für den Standort.
Die Harmonie zwischen Lindner und Habeck auf dem Start-up-Gipfel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass grundlegende Differenzen in der Wirtschaftspolitik bestehen. Ob die vollmundigen Versprechen eingelöst werden können, hängt auch davon ab, ob die Ampel-Koalition ihre internen Konflikte überwindet.
Für Deutschlands Start-ups stehen entscheidende Jahre bevor. Die zwölf Milliarden Euro sind ein Anfang, aber kein Garant für den Erfolg. Es braucht einen fundamentalen Kulturwandel – weg von der oft zitierten deutschen Risikoaversion, hin zu mehr Mut und Innovationsfreude. Sonst droht Deutschland im globalen Wettlauf um die besten Ideen und klügsten Köpfe endgültig den Anschluss zu verlieren.
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